Begehrt sind Büropflanzen, die wenig Licht brauchen und intern betreut werden können. Aktuell erlebt der Ficus ein Revival.

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Wachsen in Ihrem Büro die Pflanzen von der Decke? Falls ja, ist Ihr Arbeitsplatz, was Trends im Bereich Bürobegrünung anbelangt, ganz vorn mit dabei. Begrünte Säulen, die von der Decke hängen, sind angesagt, bestätigt Petra Köck, Geschäftsführerin von Ammon Raumbegrünung und Obfrau der Bundesfachsektion Innenraumbegrünung und Hydrokultur. Außerdem beliebt sind bepflanzte Hängekörbe und -gefäße sowie Schlingpflanzen, die bis zu 30 Meter in die Höhe wachsen. "Dafür braucht es keinen großen Aufwand, nur ein Gefäß und ein Klettergerüst", sagt Köck.

Ein Punkt, der nicht unwesentlich ist in diesem Bereich, wie Köck berichtet. Denn oft sei bei der Anschaffung viel Geld da, bei der regelmäßigen Pflege werde aber gern gespart. Vor allem bei der Vertikalbegrünung, also der Bepflanzung von Wänden, hätten sich viele "die Finger verbrannt", wie Köck weiß. Wird bei der Pflege gespart, sehen teure Grünwände schnell unschön aus. "Diese Wände gehören gehegt und gepflegt wie ein Ferrari", so Köck. Und das müsse kontinuierlich geschehen und durch Professionisten. Zudem seien viele dieser Systeme, weil der Trend ganz neu war, nur Prototypen gewesen.

Pflegeleichte Pflanzenregale

Das alles sind Gründe dafür, dass Vertikalbegrünung in dieser Art derzeit wieder an Beliebtheit verliert. "Aktuell werden abgespeckte Versionen und einfachere Systeme nachgefragt, die weniger kosten", so Köck. Etwa Regalsysteme in Hydrokultur, in die die Pflanzen "hineingehängt" werden. Sie können von den unternehmensinternen Pflegern betreut werden, müssen nur alle drei Wochen gegossen werden, und falls einmal eine Pflanze stirbt, kann sie einfach und ohne Gärtner ersetzt werden.

Begehrt sind nach wie vor Pflanzen, die pflegeleicht sind und wenig Licht brauchen. "Die sind der Renner", sagt Köck. Ein besonderes Revival erleben derzeit Ficus-Arten, "weil sie fast alles mitmachen".

Auch auf das Raumklima wirken Pflanzen positiv, wenn auch in ganz geringem Ausmaß. "Sie nehmen Spuren schädlicher Emissionen wie Formaldehyd oder Toluol auf und verstoffwechseln sie", erklärt Köck. Zudem werde im Mikrobereich die Sauerstoffkonzentration verbessert und die Luftfeuchtigkeit marginal erhöht. "Für eine messbare Wirkung in der Luft brauchte es aber sehr viele Pflanzen", sagt Thomas Schlatte von der Plattform MeineRaumluft.at.

Fast selbstverständlich

Dass es in Büros Pflanzen gibt, ist heutzutage dennoch beinahe selbstverständlich. Wenn es nicht das Unternehmen initiiert, dann machen es die Mitarbeiter, weiß Köck: "Die Menschen fühlen sich mit Pflanzen wohler, das ist tief in uns verankert. Sie stellen einen Bezug zur Natur her, werden mit Entspannung, Schutz und Nahrung assoziiert." Dass Pflanzen positiv wirken, weiß auch Schlatte, und zwar aus einem Experiment. In einer Wiener HTL wurden zwei Schulklassen miteinander verglichen – die eine mit, die andere ohne Pflanzen. Das Ergebnis: Bei Befragungen gaben die Schüler aus der bepflanzten Klasse an, sich deutlich wohler zu fühlen.

Dass es Mitarbeitern besser geht, wenn Pflanzen im Raum sind, haben die meisten Unternehmen schon mitbekommen. Viele drücken sich über Pflanzen aus, schaffen eine Corporate Identity. "Oft sind Bepflanzungen Prestigeobjekte", sagt Köck. Zudem habe sich bei den Menschen die Einstellung zum Arbeitsplatz geändert. Dass Mitarbeiter sich wohlfühlen, sei extrem wichtig: "Heute muss man das Personal bei Laune halten." Und Pflanzen helfen dabei. (Bernadette Redl, 5.7.2019)