Kärnten: Wanderung zur Wolayerseehütte in den Karnischen Alpen
Mitten in der Kärntner Bergidylle liegt die Wolayerseehütte, deren Geschichte Zeugnis einer dunklen Vergangenheit ist
Uwe Grinzinger
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Die Wolayerseehütte in den Karnischen Alpen: kaum zu glauben, dass hier, mitten in der Kärntner Bergidylle, im Ersten Weltkrieg die Frontlinie verlief. Gefechte, Kälte und Lawinen forderten abertausende Opfer auf österreichischer und italienischer Seite. Nach dem Krieg wurde die zerstörte Wolayerseehütte wiederaufgebaut und 1923 neu eröffnet – unter dem Namen "Eduard-Pichl-Hütte". Pichl war ein Top-Alpinist, aber auch überzeugter Nationalsozialist und Antisemit.
Bereits 1921 setzte er in "seiner" Alpenvereinssektion Austria einen "Arierparagrafen" durch, der Juden fortan aus dem Verein und dessen Hütten aussperrte. Diesen Paragrafen übernahm bald darauf ein Großteil der österreichischen Alpenvereinssektionen – eine Vorwegnahme der rassistisch-völkischen Nazi-Ideologie, lange vor Hitlers Machtübernahme.
Jahrzehntelang wurde die Rolle des Alpenvereins im Nationalsozialismus kaum erörtert. Bis der historische Rucksack doch zu schwer wurde. Der Alpenverein und seine Sektion Austria, der die Wolayerseehütte gehört, stellten sich mit Verspätung der eigenen Geschichte – auch auf Druck von außen. Es folgte die wissenschaftliche Aufarbeitung sowie eine klare Distanzierung von Hass und Antisemitismus. Eduard Pichl wurde als Namenspatron endgültig untragbar: Im Jahr 2002 bekam die Unterkunft am Wolayersee ihren alten Namen zurück.
Licht und Schatten
Der imposanteste Weg zur Wolayerseehütte führt von der Plöckenpassstraße über das Valentintörl. Zur Linken himmelhohe, helle Kalkmauern, vom Kollinkofel bis zur Hohen Warte. Zur Rechten der dunkle Silikatbuckel des Rauchkofels – ein steiler Blumenteppich.
Die Wolayerseehütte ist auch Stützpunkt am Karnischen Höhenweg. Dieser Weitwanderweg durchquert den Grenzkamm der Karnischen Alpen in West-Ost-Richtung, mal in Österreich, mal in Italien. Fast immer bietet er herrliche Ausblicke. Oft aber auch beklemmende Einblicke: Schützengräben, Betonbunker, Stacheldraht. Licht und Schatten liegen in den Karnischen Alpen oft nahe beisammen. (Uwe Grinzinger, 24.9.2020)
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