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Kleingärten sollen "das Gold der Städte" bleiben, findet Wohnbaustadträtin Katrin Gaál (SPÖ).

Foto: Katharina Hölter/dpa

Gerade in der Corona-Krise seien viele draufgekommen, wie wertvoll es sei, eine Grünfläche zu haben, sagt Wilhelm Wohatschek, Präsident des Zentralverbands der Kleingärtner und Siedler Österreichs. Die Wartelisten in den Vereinen, aber auch im Zentralverband seien lang, die Pacht der begehrten Flächen samt Häuser werde zumeist innerhalb der Familien weitergegeben. Nur wenn Familienmitglieder verzichteten, kämen auch andere zum Zug.

Auch verkauft hat die Stadt Kleingartenflächen bis dato, das Vorkaufsrecht lag bei den Pächtern. Doch auch die Immobilienbranche freute sich zunehmend über diese Schätze, oftmals in zentraler Lage. Die Folge war Spekulation: Bauträger errichteten nach einer Spekulationsfrist Häuser auf den Flächen, die teuer vermietet wurden. Dieser Praxis soll nun ein Riegel vorgeschoben werden.

"Das Gold der Städte"

Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Katrin Gaál (SPÖ) gab am Montag bekannt, dass nächste Woche im zuständigen Ausschuss und dann in der nächsten Gemeinderatssitzung am 25. Februar der Verkaufsstopp beschlossen werde. Zum STANDARD sagte sie: "Grund und Boden wird in urbanen Räumen immer wertvoller und gilt heute zu Recht als das Gold der Städte."

Um die Nutzung dieser "beliebten Grünoasen" auch für kommende Generationen zu garantieren und etwaige Spekulation aufgrund steigender Bodenpreise frühzeitig zu verhindern, sollen die städtischen Kleingärten im Besitz der öffentlichen Hand bleiben.

Mit Stichtag 1. Jänner befanden sich noch 13.805 Kleingärten (in einer Gesamtgröße von rund 5,4 Millionen Quadratmetern) im Eigentum der Stadt. Von 1993 bis Ende 2020 wurden 5.363 Kleingärten verkauft.

Übergangsregelungen

In Ausnahmefällen kann aber in einer Übergangsphase nach wie vor ein städtischer Kleingarten erworben werden. Das trifft etwa auf Kleingartenanlagen zu, wo bereits mehr als 80 Prozent der Gärten verkauft wurden. Hier wird den Pächterinnen und Pächtern bis Ende 2021 eine Ankaufmöglichkeit eingeräumt. Das gilt auch für Personen, die noch vor dem Stichtag 31. Jänner Geld in Zusammenhang mit einem geplanten Ankauf investiert haben – etwa für Vermessungen. Alle vor dem 31. Jänner eingegangenen Kaufansuchen würden noch nach der bisherigen Regelung bearbeitet, hieß es.

Neue Kleingärten?

Wilhelm Wohatschek, Präsident des Zentralverbands der Kleingärtner und Siedler Österreichs, begrüßt die Initiative. Er bedauert aber, dass die Stadt kein Interesse zeige, weitere Flächen umzuwidmen, um den Wienerinnen und Wienern neue Kleingärten zur Verfügung zu stellen. Bisher sei man mit diesem Begehren stets abgeblitzt, deutet er eine Unwilligkeit der Grünen an, die in der Stadtregierung in den letzten Jahren für Flächenwidmungen zuständig waren.

Wohatschek hofft, dass es bei der SPÖ nun ein Umdenken geben wird. Flächen wären vorhanden, sagt er. Es gehe bloß darum, die Flächen umzuwidmen, um sie als Kleingärten verpachten und den Wienerinnen und Wienern zugänglich machen zu können.

Aus dem Büro der Wohnbaustadträtin heißt es dazu, dass nicht zuletzt Corona noch einmal unterstrichen habe, wie wichtig leistbarer Grünraum als Naherholungsgebiet in der Stadt sei. "Die Stadtplanung wird das in Zukunft sicher noch stärker berücksichtigen. Zur Umsetzung dieses Vorhabens gibt es eine breite Palette an Möglichkeiten, zu denen etwa der Ausbau von Urban Gardening zählt, aber natürlich ist auch die Schaffung neuer Flächen für Kleingärten eine Option."

Kleingärten bleiben leistbar

Apropos Grüne. Die freuten sich am Montag in einer Aussendung über den Verkaufsstopp. "Mit dem Verbleib der Grundstücke im städtischen Eigentum können wir verhindern, dass Kleingärten zu Luxusimmobilien werden, die sich kein normaler Mensch mehr leisten kann", erklärte der Abgeordnete Georg Prack. (Rosa Winkler-Hermaden, 1.2.2021)