Sie steht auf dem Balkon im achten Stock, blickt hinunter auf die Bäume, dreht sich schließlich nach rechts in Richtung Schönbrunn. "Unglaublich, dieser Blick in den Park und hinüber auf die Gloriette", sagt Karin Zeisel, ihres Zeichens Betriebsrätin und Aufsichtsrätin der Erste Group. Vor kurzem ist sie vom zehnten Bezirk hierhergezogen, wohnt nun im Bauteil Theodor in der Theodor-Körner -Kaserne in Wien-Penzing.

Zwei neue Wohnanlagen mitten im Grünen: das Haus Theodor des Österreichischen Siedlungswerks (ÖSW)...
Foto: Immo 360 Grad / BWM Architekten

"Noch ist der Park nicht fertig, das wird wohl noch bis Sommer dauern. Aber dass hier überhaupt ein so schöner Grünraum mitsamt altem Baumbestand erhalten werden konnte", sagt Zeisel, "ist natürlich eine Sensation." Dafür war die 60-jährige Bankkauffrau bereit, ihren Wohnraum von ursprünglich 75 auf nunmehr 61 Quadratmeter zu verkleinern. "Das ist der einzige Wermutstropfen an diesem Umzug, aber dafür habe ich erstmals im Leben eine riesige Loggia im letzten Stock."

Mitten im Grünen

Meist sind Wohnneubauten, sobald sie fertiggestellt und an ihre Mieter übergeben werden, von ein paar Babybaumzniachterln umgeben, bei denen man viel Zeit und Fantasie braucht, um sie sich als Bestandteile eines üppigen Parks vorstellen zu können. Nicht so in diesem Fall. Das Haus Theodor mit seinen 108 Wohnungen steht mitten im Grünen, eingebettet in einen wuchernden, ausgewachsenen Großstadtdschungel. "Schon jetzt ist der Park, was wir von unseren Mieterinnen und Mietern hören, Heimat für viele Vögel geworden", sagt Michael Gehbauer, Geschäftsführer der Wohnbauvereinigung für Privatangestellte WBV-GPA, die neben dem Bauteil Theodor noch einen mit Namen Rosalie mit weiteren 115 geförderten Wohnungen errichtet hat. "Sogar ein großer Habicht wurde hier schon gesichtet. Diese Kombination aus Stadt, Mensch und Natur ist ein unglaubliches Alleinstellungsmerkmal dieses Projekts."

...und das Haus Rosalie der Wohnbauvereinigung für Privatangestellte (WBV-GPA).
Foto: Annablau

Weitere Besonderheiten sind bis zu 2,70 Meter Raumhöhe der Wohnungen, eine Forderung des städtebaulichen Vertrags, eine Baugruppe unter dem Titel Vorstadthaus Breitensee, die sich im sechsten Stock eingenistet hat, sowie einige Wohnungen, die in Zusammenarbeit mit dem nahegelegenen Blinden- und Sehbehindertenverband in der Hägelingasse entwickelt wurden – mitsamt Blindenleitsystem im Stiegenhaus und einer eigenen Augenklinik im Erdgeschoß. Die Mieten liegen bei rund 8,80 Euro, der Finanzierungsbeitrag bei 368 bis 398 Euro pro Quadratmeter.

Neben der WBV-GPA waren auf dem rund 4,1 Hektar großen Kasernenareal mit seinen bis zu 20 Meter hohen Platanen auch die Bauträger Volksbau, Heimbau-Eisenhof und die ÖSW-Tochter Immo 360 Grad tätig. Basierend auf einem Masterplan von Driendl*Architects und unter Projektsteuerung der Volksbau-Mutter Sozialbau errichteten sie hier rund 1000 geförderte und freifinanzierte Wohnungen. "Mich hat an diesem Ort fasziniert", sagt Architekt Georg Driendl, "dass hier schon so viel da ist von alledem, was man am Stadtrand erst mühsam und langwierig schaffen muss: Stadt, Natur, Atmosphäre, Verkehrsmittel, Nahversorgung, Infrastruktur und vor allem eine geschichtliche und stadtkulturelle Identität."

Fokus auf Freifinanzierte

Im Gegensatz zur WBV-GPA ist der Anteil an geförderten Wohnungen bei der Immo 360 Grad mit gerade einmal 54 Stück eher gering. Der Löwenanteil konzentriert sich hier auf das freifinanzierte Segment. Von den rund 400 Wohnungen dieser Rechtsform, die Ende August übergeben werden, sind noch etwa 40 Wohnungen mit Wohnungsgrößen zwischen 80 und 140 Quadratmeter verfügbar. Die technische Ausstattung umfasst eine Fußbodenheizung, mit der im Sommer auch gekühlt werden kann. Der fast wohlfeile Kaufpreis liegt bei rund 8000 Euro pro Quadratmeter.

"Der Masterplan und auch der städtebauliche Vertrag haben vorgesehen, dass wir die Wohnhäuser mit insgesamt acht bis zehn Stockwerken etwas höher errichten", erklärt Michael Pech, Vorstand des Österreichischen Siedlungswerks (ÖSW). "Doch dafür konzentriert sich die Bebauung auf den Norden des Areals. Der Süden bleibt als öffentlicher Park erhalten. Und der Blick auf die Gloriette sowieso. Das findet man in Wien kein zweites Mal." (Wojciech Czaja, 20.05.2022)