Viele neue Wohnungen für Graz: In der Landeshauptstadt wird so viel gebaut wie selten zuvor. Doch ebenso wie in der Bundeshauptstadt Wien übersteigt auch in Graz schon die Neubauproduktion die Bevölkerungsentwicklung, darauf wies zuletzt etwa S-Real-Chef Michael Pisecky hin: "Während in den meisten Bundesländern die Wohnbauproduktion nur leicht über oder gleichauf mit der prognostizierten Haushaltsentwicklung liegt, übersteigt sie in Wien und in der Steiermark die Haushaltsentwicklung um ein Vielfaches."

Bild: Wohn- und Geschäftshaus in der Smart City Süd von Haring und Pentaplan Architekten.

Foto: Michael Hierner

Bezogen auf die Bevölkerung pro 1000 Einwohner wird in Graz (ex aequo mit Eisenstadt) sogar am meisten gebaut, darauf wies kürzlich auch Gerald Gollenz, Fachgruppenobmann der Immobilientreuhänder in der WKÖ Steiermark, hin. Der Bauboom sorgt aber zunehmend für Unmut; Siegfried Nagl sei deshalb als Bürgermeister abgewählt worden, sagte Gollenz.

Bild: Blick zur Smart City Nord

Foto: Michael Hierner

"Sättigungstendenzen"

Nicht wenige Wohnungen gingen in Graz in letzter Zeit nämlich auch an Investoren. Fonds und andere institutionelle Anleger haben fleißig Projekte gekauft, nun sieht CBRE-Investmentexperte Georg Fichtinger aber "Sättigungstendenzen", wie er kürzlich auf einer Pressekonferenz in Wien sagte.

Bild: Smart City Mitte, "Center Living"

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Das sieht auch Markus Münzer vom Grazer Entwickler Trivalue so. Es sei derzeit wohl eine "Spitze" erreicht, "weil gerade sehr viel auf den Markt gekommen ist". Von einer Trendumkehr will er aber vorerst nicht sprechen.

Bild: Von einigen Wohnungen in der Smart City Graz wird man künftig auf den Nikolaus-Harnoncourt-Park (links im Bild) blicken können.

Foto: Michael Hierner

Bei der Mietersuche sehe man aktuell aber durchaus, dass sie länger dauere als zuvor, "die Leute lassen sich mehr Zeit", das Angebot sei eben sehr groß. Es komme aber auch vermehrt zu Umzügen von Alt- in Neubauten.

Bild: Der Science Tower ist seit 2017 fertig, seit kurzem gibt es ganz oben aber auch "Rooftop Farming".

Foto: Michael Hierner

Mieten steigen nur leicht

Das Überangebot sorge auch dafür, dass die Mieten am Boden bleiben. Das bestätigt auch eine Analyse des Unternehmens Rustler. Demnach liegt die durchschnittliche Miete in Graz derzeit bei rund 8,70 Euro netto pro Quadratmeter Wohnnutzfläche.

Bild: Das Projekt "Das Julius" von Bank Austria Real Invest und Pentaplan Architekten (links) sowie der in Bau befindliche Green Tower (Wohnbaugruppe Ennstal, Atelier Pucher) im Quartier 1 des neuen Stadtteils Reininghaus.

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"Trotz des hohen Angebots an verfügbaren Wohnungen sind die Mieten entgegen dem letztjährigen Trend wieder leicht gestiegen", und zwar konkret um rund zwei Prozent. "Dies ist einerseits der deutlich spürbaren Inflation, andererseits der erkennbar gestiegenen Nachfrage nach kleineren Wohnungen geschuldet." Da an den Unis wieder vermehrt Präsenzunterricht stattfinde, seien vor allem Studierende wieder auf Wohnungssuche.

Bild: Projekt "Wohnen am Park" der Grawe mit freifinanzierten Mietwohnungen im Stadtteil Reininghaus.

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Laut CBRE sollten 2022 und 2023 bis zu 4500 Wohnungen auf den Markt kommen. 2020 und 2021 waren es rund 6000, die meisten in den Bezirken Gries, Lend und Eggenberg, und hier vor allem auf den Reininghausgründen und in der Smart City Graz. Beide großen Stadtentwicklungsgebiete sind aber bei weitem noch nicht fertig. Durchschnittlich 4077 Euro pro Quadratmeter kostet laut CBRE in Graz aktuell eine Eigentumswohnung. (Text: Martin Putschögl, Fotos: Michael Hierner, 19.5.2022)

Bild: Im Vordergrund das Projekt "Das Emilie" von Delta Immobilien und Pentaplan Architekten, das für die Bank Austria Real Invest errichtet wird.

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