Wien – Öffentliche Stellen haben im ersten Quartal 2022 weniger für Werbung ausgegeben. Insgesamt wurden 35,3 Millionen Euro an die Medienbehörde gemeldet, das ist um zehn Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum (39,2 Millionen Euro) und so wenig wie schon seit 2018 nicht mehr.

Rund 5.300 Rechtsträger müssen ihre Ausgaben seit nun zehn Jahren bekanntgeben, dazu gehören neben Bund, Ländern und Gemeinden auch staatsnahe Betriebe wie Energieversorger, Abfallwirtschaftsverbände, aber auch Universitäten und Wirtschaftskammer.

Bundesregierung drosselte Corona-Informationkampagne

Auch die Bundesministerien schalteten nach den Corona-Jahren 2020 und 2021 wieder weniger Werbung. Mit sechs Millionen Euro waren die Ausgaben um über die Hälfte niedriger als im Jahr 2021. Insbesondere das Bundeskanzleramt, über welches die Corona-Informationskampagne lief, schraubte die Ausgaben zurück und inserierte für 2,8 Millionen Euro – nach knapp neun Millionen Euro im Vorjahr.

Ebenso griffen die Länder für Eigenwerbung weniger tief in die Tasche: Das Anzeigevolumen sank von Jänner bis März um 19 Prozent. Der größte öffentliche Werbekunde bleibt die Stadt Wien: Mit gut drei Millionen Euro gab die Hauptstadt mehr für Werbung aus als alle anderen Bundesländer zusammen. Berücksichtigt man allerdings Betriebe im Eigentum der Stadt Wien, summieren sich die Werbeausgaben auf mindestens 4,2 Millionen Euro. So gaben etwa die Wiener Linien allein 200.000 Euro aus, die Stadt Wien Marketing GmbH 300.000 Euro.

Boulevard und ORF als Profiteure, Google-Spendings plus 50 Prozent

Insbesondere der ORF (4,6 Millionen Euro) und der Boulevard profitieren von den Werbeausgaben der öffentlichen Hand. Die "Kronen Zeitung" verdiente im vergangenen Quartal 3,1 Millionen Euro aus Inseraten von staatsnahen Stellen und Betrieben, "Heute" rund 2,1 Millionen, die Mediengruppe Österreich knappe zwei Millionen. Auf Google samt Youtube entfielen 2,6 Millionen Euro – das ist um 50 Prozent mehr als im Vorjahr.

Trotz der Rückgänge bleiben die Ausgaben für Regierungswerbung im internationalen Vergleich hoch. Zudem müssen nicht alle Ausgaben gemeldet werden: Buchungen unter 5.000 Euro pro Quartal, Medium und Inserent scheinen in den Daten der Medienbehörde nicht auf. Auch wenn die öffentliche Hand in nichtperiodischen Medien, die weniger als viermal pro Jahr erscheinen, wirbt, sind diese bisher nicht meldepflichtig.

In den Branchengesprächen von Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) über Reformen bei Regierungsinseraten und Medienförderung geht es nach STANDARD-Infos auch um weniger Ausnahmen für die Medientransparenz-Meldungen. (pp, 15.6.2022)