"Nanophobie" sollte man keine mitbringen. So nennt man die Angst vor (Garten)zwergen. Und an der leiden sogar prominente Kobolde wie der Pumuckl. Im Freizeitpark Hubhof verfolgen einen die kleinen Zipfelmützenträger mit Rauschebart auf Schritt und Tritt – hunderte in der Zahl. Sie waren schon da, als der Autor dieser Zeilen mit ihnen noch auf Augenhöhe war, und sie sind noch heute da. Wie überhaupt alles, was damals schon da war, noch immer da ist. Darauf ist Verlass.

Angst vor Gartenzwergen, "Nanophobie" genannt, darf man am Hubhof keine haben.
Foto: Stefan Weiss

Der Familienpark Hubhof, wie er offiziell heißt, hat Generationen geprägt. Unweit des Wachauer Orts Aggsbach Markt in Wald und Wiese gelegen, bietet er ein wildes Sammelsurium der fantastischen und popkulturellen Referenzen, was einen schon am Eingang bei kleiner Gastro im Zirkuszelt überwältigt: Unter den bösen Augen eines beweglichen T-Rex-Reitautomaten genießt man Schnitzel und Toast, daneben ragen Modelle der Freiheitsstatue oder von Big Ben auf, zu kaufen gibt es Stoffeinhörner, Hüpfbälle und sonstiges Kramuri, ein Tiefseetaucherringelspiel dreht seine Runden, eine Modelleisenbahn kurvt um den schiefen Turm von Pisa.

Grimms Märchen, hier "Schneewittchen und die sieben Zwerge", sind das Herzstück des Freizeitparks.
Foto: Stefan Weiss

Ein Märchenwald ist das Herzstück des Parks: Zu Hörspielen von Gebrüder-Grimm-Klassikern wie Rumpelstielzchen, Frau Holle, der Froschkönig oder Aschenputtel bewegen sich Puppen in Lebensgröße. Der Dinosaurierpark und die Urzeitschau samt Neandertalerfamilie mögen vielleicht sogar an meiner anhaltenden Faszination für Anthropologie und alte Geschichte Mitschuld tragen.

Die Urteile über dieses Kleinod von Freizeitpark gehen heute, da alles blitzblank und brandneu sein muss, oft auseinander: Veraltet, sagen böse Zungen, Ironiker schätzen hingegen den "Trashfaktor", Romantiker schwärmen vor allem von der Nostalgie. Hin und weg ist bei diesem samstäglichen Besuch bei kühlem Wetter und angenehm wenig Andrang jedenfalls Neffe Elias, vier Jahre jung, und als Co-Reporter absolut unbestechlich.

Narrische Schwammerl sind hier begehbar. Co-Reporter Elias (4) gefällt's.
Foto: Stefan Weiss

Während der Kleine sich sogleich fachmännisch an die Überprüfung der angebotenen Gerätschaften wie Bummelzug, Wasserboot, Baggerautomat oder Kugelbahn macht, gesellt sich zum Onkel Markus Hofbauer – der Betreiber des Hubhof. Er und seine Frau schupfen die Familienunternehmung in zweiter Generation. Gegründet haben den Park seine Eltern im Jahr 1980, erzählt Hofbauer.

Der Vater, "ein Bastler, händisch begabt", habe den Tipp, dass man auf seinen landwirtschaftlich genutzten Wiesen doch einen Erlebnispark eröffnen könnte, von deutschen Urlaubsgästen bekommen. Die Märchenfiguren, einem deutschen Park abgekauft, waren die erste Attraktion. Hofbauers Mutter nähte den Figuren neue Kleider. "Dann hat der Dinosaurierboom angefangen und dann sind immer mehr elektronische Fahrgeschäfte hinzugekommen".

Der Dinosaurier-Boom, befördert ab den 1990ern von den "Jurassic Park"-Filmen, schlug sich auch am Hubhof nieder.
Foto: Stefan Weiss

2015 übernahmen die Jungen das Geschäft, erweiterten den Park auf mittlerweile fünf Hektar Fläche. Mit einem Westerndorf, wo man Goldwaschen und Würstelgrillen kann oder einer Kletterwand folgte man weiteren Trends der Freizeitbranche. Immer wieder nahm man Neues auf, ohne das Alte zu verdrängen. Während große, am Reißbrett designte Parks kamen und gingen, hielt sich der Hubhof – bis auf eine kurze Schließzeit vor einigen Jahren – wacker. Warum? "Vielleicht weil wir zu zweit von früh bis spät arbeiten und alles selber machen. Andere sitzen im Anzug im Büro und haben dreißig Angestellte."

Ein bisschen Prater in der Pampa: Tiefseetaucherringelspiel auf der grünen Wiese.
Foto: Stefan Weiss

Zumindest eine Hilfskraft würde Hofbauer dennoch gerne aufnehmen, "aber man findet aktuell niemanden, obwohl wir die beste KV-Einstufung bieten" – ein Problem, das derzeit auch die Gastronomie-Branche plagt. Dass viele wegen der Nostalgie kommen, bestätigt Hofbauer: "Ich sehe Erwachsene, die auf denselben Motorrädern fahren, auf denen sie schon als Kind gefahren sind. Eigentlich ist das verboten, aber ich sage meistens nichts, weil ich ja weiß, dass die Dinger das aushalten", sagt er mit einem Schmunzeln.

Die coolen Dreiradbikes sind dann auch bei Co-Reporter Elias ein Renner. Außerdem halten ihn die angeblich so antiquierten Märchen in Bann. Welches davon das beste sei? "Alle Märchen sind das Beste!", sagt er. Na dann.

Heiße Öfen: Die elektrischen Dreiradbikes sind seit Generationen ein Renner im Park.
Foto: Stefan Weiss

Das Minigolfen interpretiert Elias zwar noch eher als Eishockeyspiel und auch das Staplerfahren geht noch nicht ganz unfallfrei von der Hand, aber der Irrgarten, die Dinosaurier, der Sagenwald, alle möglichen Schaukeln, Rutschen und vor allem die zur Kugelbahn umfunktionierte ehemalige Sommerrodelbahn befindet er ganz klar für tauglich.

Was am Ende des Tages am besten gefallen hat? "Alles!" Logisch. Bei der Heimfahrt legt Co-Reporter Elias dann einen wohlverdienten Powernapp ein. Geträumt wird wahrscheinlich von Dinos, Froschkönigen, Kugelbahnen, Dreiradbikes und – eh klar – Gartenzwergen. (Stefan Weiss, 10.7.2022)