Die Ruine Lichtenfels und der gleichnamige Campingplatz werden fast zur Gänze vom Ottensteiner Stausee umspült.

Foto: Waldviertel Tourismus, weinfranz

Der Blick auf den Waldviertler Fjord.

Foto: Sascha Aumüller

Die Felsinformationen aus Granit erinnern stark an Skandinavien.

Foto: Sascha Aumüller

Steigt die Außentemperatur in Österreich Richtung 40 Grad, steigt der Neid auf Norwegen. Dort gibt’s erfrischende Fjorde. Im Geiranger, dem wohl bekanntesten Wasserarm, überschreitet die Temperatur nie 15 Grad. Derart huschi wollen es aber manche gar nicht haben. So verheißt etwa der näher als Norwegen liegende Ottensteiner Stausee Abkühlung ohne Erfrierungen (aktuell 22 Grad). Sind Waldviertler Fjorde vielleicht sogar die schonendere Kühlgelegenheit für überhitzte Mitteleuropäer? Das würden vermutlich auch Norweger neidlos eingestehen.

Besonders fesch sind die geologisch noch jungen, weil erst in den 1950er-Jahren künstlich durch Aufstauung entstandenen niederösterreichischen Fjorde rund um die Ruine Lichtenfels. Ein Arm des Stausees greift dort fast zur Gänze um eine Halbinsel, deren Granitformationen an die Eilande in der Meerenge vor Oslo erinnern. Fast überall spenden mächtige Bäume Schatten, in einigen Buchten stehen Bänke und Tische für lauschige Picknicks bereit. Und nach dem Verdauungsspaziergang mit dem Tretboot? Fährt man halt wieder zurück in die heiße urbane Hölle – oder versucht, eine Bleibe am See zu finden.

Südschweden im Waldviertel

Weit latschen muss man nicht ins nächstmögliche Nachtquartier. Im Landesinneren der miniaturhaften Halbinsel liegt der Campingplatz Lichtenfels. Die Anlage ist ein Hort naturnahen Lebens, die große Wiese kommt ohne abgeteilte Stellplätze und Stromanschlüsse aus. Jeden Tag in der Früh schaut aber ein Bäcker vorbei und bringt kleine feine Dinge für die Jause. Wer danach noch Hunger hat, kann vor Ort eine Fischereikarte erwerben und sein Glück beim Angeln versuchen. Der größte Nachteil des Platzes: Er ist oft lange im Voraus ausgebucht, worunter die eigene Spontanität ein wenig leidet.

Andererseits können hier auch Menschen ohne eigenen Wohnwagen oder ein Zelt auftauchen. Die Betreiber bieten neuerdings Safarizelte für je zwei Erwachsene an, mit ordentlichen Betten und einer Terrasse mit Sitzgelegenheit sowie Sanitäranlagen in der Nähe. Die sind aber fast ebenso gefragt wie die falunroten Holzhäuser, die aussehen, als wären sie in Südschweden abgetragen und am Waldviertler Fjord wieder aufgestellt worden. (Sascha Aumüller, 25.7.2022)

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