Am Parkring 14–16 entsteht Luxus: Hier ist die – vielleicht – teuerste Wohnung der Stadt zu haben.

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Die wirklich teuren Luxuswohnungen sind nicht auf Immobilienplattformen zu finden. Denn der Luxusimmobilienmarkt ist ein überaus diskreter: "Im besten Fall weiß niemand, dass man eine Wohnung gekauft hat", fasst Immobilienmakler Richard Buxbaum von Otto Immobilien zusammen.

Bevor eine Wohnung um mehrere Millionen Euro überhaupt hergezeigt wird, werden Interessentinnen und Interessenten abgeklopft und mitunter vertraglich zur Geheimhaltung verpflichtet. Konkrete Preise gibt es häufig erst auf Anfrage. Auch Grundrisse der Wohnungen bekommen nur Auserwählte – um die Neugier anzustacheln, aber auch aus Sicherheitsgründen. Viele Käuferinnen und Käufer wollen nicht, dass andere durch ein paar Mausklicks erfahren können, wo sich künftig das Kinderzimmer befindet.

Geheimes Paralleluniversum

Die Wohnungen der Superreichen – sie sind ein geheimnisvolles, exklusives Paralleluniversum am Immobilienmarkt, das zu Spekulationen anregt. Aber wo befinden sich diese Wohnungen überhaupt?

In Wien ist die Antwort einfach: im ersten Bezirk. Denn nur wo die Postleitzahl stimmt, können Quadratmeterpreise von 20.000 Euro und mehr verlangt werden. In der Wiener City gibt es für Superreiche eine entsprechende Auswahl: Am Parkring 14–16 etwa, wo das Luxushotel Almanac Vienna – "opening soon" – samt dazugehörigen Luxusresidenzen im Entstehen ist.

Verkaufsargument Service

Wer eine Wohnung kauft, kann auch die Hotelservices – Roomservice, Swimmingpool, Concierge – dazubuchen. Laut Maklerinnen und Maklern ist das für eine bestimmte, internationale Käuferschicht ein schlagkräftiges Argument. Die Angebotspreise sind am Parkring und mit Blick auf den Stadtpark auch tatsächlich rekordverdächtig: Die mehr als tausend Quadratmeter umfassende Wohneinheit in der Beletage ist seit dem Vorjahr um 32,5 Millionen Euro auf dem Markt. Das macht sie zur angeblich teuersten Wohnung der Stadt.

Wohlgemerkt: Nur weil für eine Wohnung ein Rekordpreis verlangt wird, heißt das nicht, dass dieser am Ende auch bezahlt wird. Noch ist die Beletage im altehrwürdigen Palais jedenfalls zu haben. Zumindest darüber, im Dachgeschoß, wurden vor einigen Monaten aber bereits drei Wohnungen um insgesamt ebenso rekordverdächtige 20 Millionen Euro verkauft. Sie sollen zusammengelegt werden.

Am Börseplatz 1 wurde in den letzten Jahren die ehemalige k. k. Telegrafen Centrale zum Luxuswohnprojekt um- und ausgebaut. Auch hier ist das Filetstück noch zu haben: Der ehemalige Telegrafensaal, in dem früher die Telefonistinnen werkten, wurde zu imperialen Lofts. Die Quadratmeterpreise liegen hier bei um die 20.000 Euro – im Rohbau, wohlgemerkt. Ausbauen wird es der künftige Käufer oder die künftige Käuferin ganz nach dem individuellen Geschmack.

Vermarktungsfaktor Zeit

Irgendwann, ist man beim zuständigen Maklerunternehmen Engel & Völkers überzeugt, wird der oder die Richtige sicher daherkommen. Das ist nämlich noch so eine Eigenheit des Luxusimmobilienmarktes: Hier drehen sich die Zeiger langsamer. Wer verkaufen möchte, braucht einen langen Atem.

Noch ein Hotspot für Wohnungssuchende im Luxussegment: In der Riemergasse 7, dem ehemaligen Handelsgericht, wird am Mandarin Oriental gebaut. Es ist ein weiteres Luxushotel, das gemeinsam mit 17 Residenzen entsteht. Mancher Branchenkenner geht davon aus, dass hier auch Preise von 40.000 Euro möglich sind – pro Quadratmeter.

Nicht zu haben

Und dann gibt es da eine nochmals etwas diskretere Nische: Es gibt nämlich Luxuswohnungen, die eigentlich gar nicht zu haben sind – außer natürlich es kommt der passende Kaufinteressent mit dem passenden Budget daher: "Am Ende ist alles eine Frage des Preises", sagt Elisabeth Karoly von Avantgarde Properties. Eine solche Wohnung, die sie also offiziell gar nicht im Angebot hat, wäre um 40 Millionen Euro zu haben. Zweimal hat Karoly sie in den letzten eineinhalb Jahren hergezeigt. Am Ende habe sich ein Interessent aber dann doch für eine große Residenz entschieden.

Klar ist: Eine Wohnungsbesichtigung ist in diesem Segment ein paar Nummern größer als bei Durchschnittswohnungen. Häufig wird erst ein Vertrauter zur Besichtigung vorgeschickt. Nur wenn die Wohnung perfekt ist, kommen die tatsächlichen Kaufinteressenten, etwa aus Deutschland, der Schweiz oder Nordeuropa.

Wer aus dem Ausland anreist, wird vom Flughafen abgeholt. Dann wird gleich das Grätzel gezeigt und die Wohnung natürlich im besten Licht präsentiert, inklusive frischer Blumen, Kaffee und natürlich eingekühlten Champagners. Vielleicht gibt es ja etwas zu feiern. (Franziska Zoidl, 12.9.2022)