Auf dem internationalen Luxusimmobilienparkett mangelt es nicht an Meldungen der Superlative. Klotzen, nicht kleckern, lautet die Devise, weshalb in schöner Regelmäßigkeit die "teuerste Villa der Welt" ausgerufen wird – obwohl meist einfach nur sagenhaft viel Geld dafür verlangt wird, welches am Ende häufig nicht einmal annähernd bezahlt wird.

Die Villa Firenze liegt nicht in Italien, sondern in Beverly Hills, und sie ist ein gutes Beispiel für das Prinzip: Die mediterran angehauchte Villa spielt natürlich alle Stückerln, die ein Haus aus der Kategorie Mega-Mansion heute eben spielen muss. Sie liegt in einer exklusiven Gated Community und verfügt über fast 3000 Quadratmeter Wohnfläche auf vier Hektar Grund, auf dem ein Pool, Gästehäuser und ein Tennisplatz untergebracht sind – unter anderem. Sieben Jahre wurde an dem Megaanwesen in den 1990er-Jahren gewerkt – wohlgemerkt vor Lieferengpässen und Personalmangel, mit denen die Bauwirtschaft heute kämpft.

Waterfalling Estate auf Hawaii: Hier waren Reality-Soaps zu Gast, hier machte Justin Bieber auch schon einmal Urlaub.
Foto: Concierge Auctions

Dann war es eine Weile ruhig um das Anwesen. 2018 kam die Villa Firenze dann aber um rekordverdächtige 165 Millionen Dollar auf den Markt. Wenig später wurde der Preis wohl aufgrund von mangelnder Nachfrage auf immer noch schweißtreibende 160 Millionen Dollar reduziert. Der Rabatt half nichts: Das Anwesen entwickelte sich zum vielleicht teuersten Ladenhüter der Geschichte.

Letztendlich wurde die Villa 2021 um 51 Millionen Dollar versteigert. Immerhin soll es sich dabei damals um den höchsten je bei einer Auktion erzielten Wohnimmobilienpreis gehandelt haben – aber nicht für lange, dazu gleich mehr.

Ob der neue Eigentümer mit der Villa Firenze tatsächlich ein Schnäppchen gemacht hat, ist nicht überliefert. Glücklich dürfte er mit ihr aber auch nicht geworden sein. Ob es die sicherlich astronomisch hohe Betriebskostenabrechnung war? Seit dem heurigen Frühjahr ist die Villa Firenze jedenfalls laut Medienberichten schon wieder auf dem Markt – dieses Mal um immer noch sehr stolze 121 Millionen Dollar. Vielleicht wird’s ja doch noch etwas mit dem Megadeal.

Mega-Mega-Mansion

Seit Jahren vom internationalen Luxusimmobilienmarkt nicht wegzudenken ist außerdem das angeblich größte Wohnhaus in den USA – schon wieder ein Superlativ, so funktioniert nun einmal der Markt. Dabei handelt es sich um eine weitere Mega-Mansion, wobei das fast schon eine Untertreibung ist. Das Anwesen liegt in Bel Air und verfügt über fast 10.000 – in Worten: zehntausend! – Quadratmeter Wohnfläche mit sage und schreibe 21 Schlafzimmern sowie Ausstattung für so ziemlich jeden Geschmack. Etwa einen Weinkeller, in dem 10.000 Flaschen Platz haben, einen Spa-Bereich, einen Beauty-Salon, eine Bar und einen Zigarrensalon. Bowling-Bahn, Kino und privater Nachtclub sind auch vorhanden. Fad wird einem hier vermutlich nie.

Nun wird das Anwesen Waterfalling Estates versteigert.
Foto: Concierge Auctions

Ob das den ursprünglich verlangten Preis von 500 Millionen Dollar rechtfertigt? Eher nicht, zumindest fand sich um diese Rekordsumme keine Käuferin und kein Käufer. Um die Sache noch schlimmer zu machen, gab es beim Bau rekordverdächtige Verzögerungen, Verteuerungen und Insolvenzen. Im heurigen Frühjahr kam die Mega-Mansion schließlich unter den Hammer. Sie wechselte um 126 Millionen Dollar den Besitzer und lief der Villa Firenze haushoch den Rang als teuerste jemals versteigerte Wohnimmobilie ab. Aber immerhin ist die Villa Firenze jetzt ja auch wieder zu haben.

Heli-Landeplatz auf dem Dach

Fast schon bescheiden kommt da jenes Prachtanwesen auf Hawaii daher, das unlängst für Schlagzeilen sorgte: Es verfügt über fünf Schlafzimmer, zehn Badezimmer, ein kleines Basketball- und Tennisstadion mit 450 Sitzplätzen, Golfplatz, diverse Whirlpools und einen Heli-Landeplatz auf dem Dach. Praktisch, wenn es mal schnell gehen muss! Ach ja, und nicht zu vergessen der atemberaubende Ozeanblick und der 70 Meter hohe Wasserfall direkt daneben: Keine Frage, das Anwesen Waterfalling Estate am nordöstlichen Ufer der Insel Hawaii ("Big Island") darf getrost Luxusresidenz genannt werden. Berühmtheit erlangte das Refugium einerseits, weil es schon des Öfteren im Fernsehen zu sehen war: Etwa als Kulisse für eine Staffel der Dating-Soap Love Island U.S.A., weshalb die Liegenschaft auf Google Maps nun auch unter diesem Namen zu finden ist. Außerdem war hier auch die Reality-TV-Show Ex On the Beach schon zu Gast. Und 2016 hat hier auch der kanadische Popstar Justin Bieber mit einem ganzen Tross aus Kumpels und Freundinnen und Freunden zwei Wochen Party gemacht – und dafür laut einer Aussendung von toptenrealestatedeals.com 10.000 Dollar gezahlt. Pro Nacht!

Errichtet wurde das vierstöckige Gebäude aus Sichtbeton 2011, die Pläne stammten von Scott Watson Development. Die Nutzfläche beträgt rund 750 Quadratmeter, das gesamte Grundstück weist knapp vier Hektar auf.

Aula mit Aussicht und mit Flügel: Waterfalling Estate auf Hawaii.
Foto: Concierge Auctions

Nun soll das Refugium versteigert werden. Der Wert des Anwesens wird aktuell auf 9,95 Millionen Dollar geschätzt, das Mindestgebot in der Versteigerung liegt bei 5,99 Millionen Dollar. Ein erster Termin für die Auktion – für die natürlich auch virtuell mitgeboten werden konnte – war für 15. August vereinbart.

Doch daraus wurde vorerst nichts – vermutlich, weil sich zu wenige sehr zahlungskräftige Interessentinnen mit Schwäche für Reality-TV oder Justin Bieber gefunden haben. Bis gestern, Freitag (9. September), lief eine zweite Runde, das Ergebnis war zum Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Doch der nächste Rekord ist nur eine Frage der Zeit. (Martin Putschögl, Franziska Zoidl, 13.9.2022)