Übernahmegesprächte dürften die Bitpanda-Gründer Paul Klanschek (li.) und Eric Demuth schnell beendet haben.

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Ein Jahr ist in der Start-up-Branche eine lange Zeit, in der viel passieren kann. So hievte eine Finanzierungsrunde über 223 Millionen Euro die Unternehmensbewertung der Wiener Trading-Plattform Bitpanda vergangenen August auf rund 3,5 Milliarden Euro. Um Bitpanda zu übernehmen, hätte man also tief in die Tasche greifen müssen. Anders sah die Situation Mitte 2020 aus, der Einhorn-Status (Bewertung über einer Milliarde Dollar) war noch in weiter Ferne. Damals wollte die Onlinebank N26 die Plattform aufkaufen, wie das Onlineportal Finance Forward unter Berufung auf Insiderinformationen berichtet.

Die Corona-Krise war schon in vollem Gang, als mit dem Aufstieg von Apps wie Robin Hood ein wahrer Trading-Hype losging. Dadurch dürfte N26 wohl auch auf Bitpanda aufmerksam geworden sein. Bei der von den Wienern Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal gegründeten Onlinebank N26 sprach man bereits 2020 davon, ein eigenes Trading-Feature in die App zu integrieren. Passiert ist das bis heute allerdings noch nicht.

Solide Zahlen

Bitpanda schrieb bereits solide Umsatzzahlen und wirtschaftete profitabel. Etwaige Übernahmegespräche dürften allerdings ein schnelles Ende genommen haben, heißt es in dem Bericht weiters. Bitpanda habe kein Interesse an der Übernahme gezeigt, vor allem wollte das Wiener Start-up eigenständig wachsen. Wenig später folgte eine Finanzspritze über 52 Millionen Euro von Valar Ventures rund um den berühmten Investor Peter Thiel, bei dem Anfang des Jahres Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) anheuerte. Thiel hat im Übrigen auch in N26 investiert, einen gewissen gemeinsamen Nenner hätte es also gegeben.

Mittlerweile stehen die Zeichen bei den beiden Unternehmen auf Kooperation. Anfang des Jahres kündigte N26 ein weiteres Mal an, Aktien-, ETF- und Krypto-Handel in der eigenen App anzubieten – mit Bitpanda als wahrscheinlichem Partner.

Wie gesagt, ein Jahr ist eine lange Zeit, in der viel passieren kann. Seit Monaten ist in der Krypto-Branche der sogenannte Krypto-Winter eingezogen. Ein Ende ist nicht in Sicht, und Bitpanda setzt er schwer zu, denn der Kryptohandel ist nach wie vor die Cashcow des Unternehmens.

Hunderte Jobs abgebaut

Knapp 300 Jobs hat das Fintech bereits gestrichen, und im kürzlich veröffentlichten Geschäftsbericht wird bereits in Aussicht gestellt, dass das Wachstum der vergangenen Jahre nicht zu halten sein wird. Auch die Vorjahresbewertung müsste momentan nach unten korrigiert werden. Dabei standen 2021 noch Rekordzahlen zu Buche: Der Umsatz lag bei knapp 488 Millionen Euro, der Gewinn bei 37,5 Millionen. Damit ist Bitpanda mittlerweile deutlich größer als N26, die für 2021 einen Umsatz in Höhe von 120 Millionen Euro anpeilt. (and, 10.10.2022)