Selfie an der israelisch-libanesischen Grenze in Rosh Hanikra.

Foto: AP/Tsafrir Abayov

Baabda/Jerusalem – Der Libanon und Israel haben mit einem Abkommen über die Seegrenze zwischen beiden Ländern einen jahrelangen Streit offiziell beigelegt. Damit wird auch der Zugang zu einem Offshore-Gasfeld geregelt, das sich über beide Hoheitsgebiete erstreckt. Der libanesische Präsident Michel Aun unterzeichnete am Donnerstag in Baabda einen Brief, durch den er das von den USA vermittelte Abkommen billigt.

In Jerusalem folgte die Anerkennung durch die Unterschrift von Ministerpräsident Yair Lapid. Die Schriftstücke sollen später durch Delegationen am Stützpunkt der UN-Friedenstruppen in Nakura an der Grenze zwischen beiden Ländern ausgetauscht werden. Die Beziehungen zwischen beiden Staaten sind angespannt, formell befinden sie sich noch im Krieg.

Jahrzehntelanger Streit geht zu Ende

Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) hat die Einigung begrüßt. Diese komme beiden Ländern "sicherheitspolitisch und wirtschaftlich" zugute, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung. "Angesichts der politischen, wirtschaftlichen und humanitären Abwärtsspirale, in der sich der Libanon befindet, ist das ein dringend benötigter Hoffnungsschimmer. Ich hoffe, dass weitere mutige Schritte in Richtung notwendiger Reformen folgen werden", so Schallenberg.

Mit der Einigung geht ein jahrzehntelanger Streit der beiden verfeindeten Länder über eine Meeresfläche vor der Küste zu Ende. Der Streit um den Grenzverlauf im Mittelmeer hatte sich nach der Entdeckung von großen Mengen Erdgas verschärft. Die Verhandlungen liefen unter Vermittlung der USA.

Libanon wird Erdölförderung ermöglicht

Dem wirtschaftlich angeschlagenen Libanon soll durch das Abkommen die Erschließung des Offshore-Gasfeldes Kana ermöglicht werden. Wie viel Gas dort tatsächlich gefördert werden kann, ist noch unklar. Das Gebiet rund um die Karisch-Gasplattform nordöstlich der israelischen Hafenstadt Haifa bleibt im israelischen Hoheitsgebiet. Das Land hatte am Mittwoch dort mit der Gasförderung begonnen.

Das Gas aus Israel könnte auch zur Linderung der Energiekrise in Europa beitragen. Seit der russischen Invasion in der Ukraine sucht die EU zunehmend nach anderen Gaslieferanten. (APA, 27.10.2022)