Dem Bitcoin bläst heftiger Gegenwind entgegen.

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Frankfurt – Die Kryptowährung Bitcoin wird künstlich aufgeblasen und sollte nicht durch Regulatoren oder Finanzunternehmen legitimiert werden, da sie auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit sei, teilte die Europäische Zentralbank (EZB) am Mittwoch mit. Die Finanzindustrie solle sich des Langzeitschadens bewusst sein, den sie mit der Werbung für Bitcoin-Investments anrichte.

Die EZB findet damit sehr klare Worte, nachdem der Kurs des Bitcoin auf Jahresfrist um rund 75 Prozent gefallen war – von rund 69.000 US-Dollar im November 2021 auf rund 16.000 Dollar Ende November 2022. Auch die Pleiten der Kryptoplattformen FTX, Genesis und Blockfi im letzten Monat dürften die Einschätzung der Zentralbanker geprägt haben.

"Als Zahlungsmittel fragwürdig"

In einem Blobeitrag betonen Generaldirektor Ulrich Bindseil und Berater Jürgen Schaff, Bitcoins konzeptuelles Design und seine technologischen Mängel machten ihn als Zahlungsmittel fragwürdig. Vor allem die begrenzte Anzahl an möglichen gleichzeitigen Bitcoin-Transaktionen zieht die Kritik der EZB auf sich. Auf die Bemühungen, dieses Problem mittels eines neuen Bezahlnetzwerkes ("Lightning") zu beheben, gehen die beiden Autoren nicht ein. In ihrem Aufsatz sprechen sie primär von Bitcoins, zum Teil aber auch von Kryptowährungen im Allgemeinen.

Zudem beobachten sie eine Blasenbildung, die von großen Anlegern befeuert würde. Sie hätten großes Interesse daran, die Euphorie am Laufen zu halten. Die Zahl der "Krypto-Lobbyisten", die Einfluss auf Gesetzgebungsprozesse nehmen, habe sich allein in den USA zwischen 2018 und 2021 von 115 auf 320 beinahe verdreifacht.

Unterschiedliche Gesetzgebungen würden zudem Regulierungsbestrebungen erschweren. Lob bekommt die EU für ihr Regulierungsvorhaben "Markets in Crypto-Assets Regulation" (MICA), die USA hingegen hinkten dem hinterher.

Keine Innovation "um jeden Preis"

"Die gegenwärtige Regulierung von Kryptowährungen ist teilweise von Missverständnissen geprägt. Der Glaube, dass Innovationen um jeden Preis Raum gegeben werden müsse, hält sich hartnäckig." Kryptowährungen hätten bislang nur wenig Wert für unsere Gesellschaft geschaffen. Auch dass immer mehr Finanzinstitute Bitcoin leicht für ihre Kundinnen und Kunden zugänglich machen, erwecke bei diesen den Eindruck, dass Investments in Bitcoin vernünftig seien.

Zudem kritisieren die Autoren den enormen Stromverbrauch, den das Mining von Bitcoin mit sich bringt. Tatsächlich liegt dieser höher als etwa der Jahresverbrauch eines Staates wie Österreich: "Die Ineffizienz dieses Systems ist keine Schwachstelle, sondern ein Kernelement", da es das sichere Funktionieren des dezentralen Systems garantiere. (red, miwi, 30.11.2022)