60 Prozent der befragten Studierenden nutzen ein Konto bei einer reinen Onlinebank.
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Traditionelle Banken bekommen in den letzten Jahren immer mehr Konkurrenz. Sogenannte Financial-Technology-Companies, kurz Fintechs, bieten digitale Abwicklungen für Finanzdienstleistungen an. Um eine Zielgruppe bemühen sich alle ganz besonders: Studierende. Sie gelten als Early Adopters, sie nehmen also schnell neue Verhaltensmuster an.

Es wird erwartet, dass Studierende künftig eine einkommensstarke Schicht werden. Vier unabhängige Wissenschafterinnen und Wissenschafter der Fachhochschule Oberösterreich untersuchten deshalb das Finanzverhalten von 624 Studierenden aus 26 europäischen Ländern, von denen die meisten zwischen 20 und 28 Jahre alt sind.

Fintechs sind in

Bereits 60 Prozent der Befragten besitzen ein Konto bei einer reinen Onlinebank, und 83 Prozent nutzen Apps von Fintechs. In Bezug auf die verwendeten Apps sehen die Studierenden Sicherheitsfunktionen, Datenschutz, Vertrauen in den Anbieter und Einfachheit der Nutzung als besonders wichtig an. Im Verhältnis dazu spielen die Personalisierbarkeit und das Design nur eine etwas geringere Rolle.

Jede und jeder Vierte hat bereits in Kryptowährungen investiert, während Non-Fungible Token (NFTs) als Anlage genutzt werden. Zum Kauf von Kryptowährungen benötigt man einen eigenen Account und zur Absicherung gegebenenfalls eine sogenannte Cold Wallet, um die gehaltenen Kryptowährungen offline zu speichern.

Wie Banken nachziehen könnten

In diesem Feld könnten sich neue Geschäftsmöglichkeiten für Banken ergeben, wenn sie ihren Kunden einen einfacheren Zugang zu dieser spekulativen Anlageklasse ermöglichen würden. Viele Studierende informieren sich vor Finanzentscheidungen bei Familienmitgliedern, Freunden oder über soziale Medien.

Klassische Bankberatende werden bei finanziellen Entscheidungen nur von 28 Prozent der Befragten zurate gezogen. Und zwar primär dann, wenn es um große Entscheidungen wie etwa die Finanzierung einer Immobilie geht.

Investment Unterschiede zwischen Frauen und Männern

Bei der Studie traten deutliche Genderunterschiede zum Vorschein. "Die Studienteilnehmerinnen unterschieden sich in vielerlei Hinsicht von ihren männlichen Kollegen", sagt Studienautor Christoph Eisl. Das Interesse an Finanzen ist bei weiblichen Studienteilnehmern deutlich geringer ausgeprägt als bei männlichen.

Auch geben nur knapp 70 Prozent der weiblichen Studierenden an, ihre Finanzentscheidungen eigenständig zu treffen, wohingegen knapp 90 Prozent der Männer angeben, eigenständig zu entscheiden. Die befragten Frauen nutzen bei ihren aktuellen Anlagen in erster Linie das Sparbuch.

Männliche Studierende investieren deutlich breiter und vermehrt direkt in Aktien, Indexfonds und Kryptowährungen. Weibliche Studierende legen bei ihren Anlagemodellen, mehr Wert auf ökologische, soziale und ethische Faktoren, während männlichen Studierenden die finanzielle Rendite wichtiger ist. (Natascha Ickert, 12.12.2022)