Seit 2021 ist bekannt, dass in der Grazer FPÖ hochrangige Politiker über Jahre Klubgelder, also Steuergeld, abgezweigt haben. Laufend kommen mehr Details ans Licht. Die Schadenshöhe wird auf 1,8 Millionen Euro geschätzt. Glaubt man der ermittelnden Staatsanwaltschaft, ist der Akt noch lange nicht aufgearbeitet. Während die Beschuldigten – Mario Eustacchio, ehemals Vizebürgermeister von Graz, und sein Ex-Klubchef Armin Sippel – längst zurückgetreten sind, hängt eine Ebene höher Landesparteichef Mario Kunasek noch an der Macht. Er streitet ab, Mitwisser gewesen zu sein.

Der steirische Landesparteichef Mario Kunasek.
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Doch die Kripo hat ihn längst im Visier und drängt die Justiz auf die Aufhebung seiner Immunität im Landtag. Die Rolle von Bundesparteichef Herbert Kickl wird noch zu prüfen sein. Ihm werfen ehemalige Parteifreunde vor, sich auffallend mehr um Kunasek als um die Aufklärung zu kümmern.

Die FPÖ hat bundesweit wieder und wieder gezeigt, was sie mit "anständiger Politik" meint, wenn sie an die Tröge der Macht kommt. Offenbar finden sich aber bundesweit keine glaubhaften Alternativen für ihre Stammwählerschaft. Dass sich diese von braunen "Einzelfällen" nicht abschrecken lässt, ist angesichts der österreichischen Geschichte erschütternd. Dass sie laut Umfragen selbst in Zeiten der Teuerung das eigene Geld jenen anvertrauen will, die es sich lieber selbst einstecken, grenzt an Selbstverleugnung. "Glücklich ist, wer vergisst", heißt es in einem alten Lied. Klüger aber ist, wer sich erinnert. (Colette M. Schmidt, 20.1.2023)