Für die Bühnenshow (im Bild: ein Ausschnitt aus der Vorstellung von "Dirty Dancing" in London) reicht es vielleicht nicht, aber Spaß lässt sich beim Tanzkurs jedenfalls haben.
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Pro
von David Krutzler

Zugegeben: Von Freiwilligkeit war zunächst keine Spur. Im Gegenteil: Es wurden von mir sogar Argumente vorgebracht, warum es den Tanzkurs für diesen einen Anlass gar nicht mehr braucht. Sie wurden vom mindestens so energischen wie wunderschönen Gegenüber alle abgeschmettert. Geld? "Der vier Jahre alte Gutschein für eine Schnupperstunde gilt noch." Zeit? "Es gibt Abendtermine. Du kannst aussuchen." Und der freundliche Verweis, dass sich das eingelernte "Walzer, eins, zwei, drei" seit dem Maturaball ganz hinten in der Großhirnrinde bis heute gehalten hat, wurde bei der Probe aufs Exempel eindrucksvoll falsifiziert.

Dann das erste Schnuppern im Tanzstudio. Drehen, drehen, lächeln, Augenkontakt, Wiegeschritt und Rück-Seit-Schluss. So viel Anmut und Grazie, aber auch Auf-die-Zehen-Steiger und Stolperer. Es hat viel Spaß gemacht. Der eine Anlass für den Tanzkurs ist übrigens vorbei. Den nächsten Gutschein lösen wir ohne vorherige Diskussion ein.

Kontra
von Oona Kroisleitner

Silvester ist so ein Anlass. Da tanzen alle zum Glockenschlag der Pummerin mit dem Donauwalzer in das neue Jahr hinein. Ich gestehe: Nicht einmal das ist in meinem Repertoire. Für viele ist das eine unvorstellbare Bildungslücke – und Neujahr der richtige Zeitpunkt, diese zu schließen. Mir wird erklärt, wie einfach die Schrittfolge doch sei, wie sich die Drehung quasi von selbst ergebe. Danke, Schwindel kann ich mir auch vom Sprudel holen. Noch besser ist die gutgemeinte Anregung: Einen Tanzkurs zu machen, das sei wahnsinnig lustig.

Manche lernen es nicht, ich gehöre dazu. Wahrscheinlich liegt das auch daran, dass ich in diesem Fall nicht lernwillig bin. Und dann ist da noch die Beziehungskomponente: Die Vorstellung, einmal pro Woche im Paar beim Kurs anzutanzen, ist der blanke Horror für mich; der Vorschlag wäre vielleicht sogar ein Trennungsgrund. Der Tanzkurs selbst garantiert eine Beziehungskrise – und in die muss man sich nicht mit Vorsatz hineindrehen. (RONDO, 13.2.2023)