Baulücken und Zersiedelung werden von Einzelnen verursacht, die bestimmen wollen, ob neben ihrem Haus etwas gebaut wird.

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Wer sich regelmäßig mit Hausbesitzerinnen unterhält, weiß um ihre größte Sorge: dass neben, hinter oder vor das eigene Haus jemand etwas hinbauen könnte. Deshalb berichten diejenigen, die sich für besonders findig halten – und das nötige Kleingeld haben – oft ganz stolz: "Das Nachbargrundstück haben wir gleich mit dazu gekauft!" So groß ist die Angst vor einer versperrten Aussicht oder zu viel Nähe zu möglichen Nachbarn. Es könnte einem im Garten ja jemand was abschauen!

Die traurige Folge dieser Unart: Österreich ist extrem zersiedelt, diese Baulücken verbessern die Situation nicht gerade. Möglich ist das alles nur, weil auf Grundstücken, die in der Vergangenheit gewidmet wurden, kein Bauzwang herrscht. Sie können also jahrzehntelang leer bleiben, ohne Konsequenzen für die Besitzer. Wer tatsächlich bauen will und ein Grundstück sucht, hat Pech gehabt.

Solange der Staat hier nicht eingreift, bestimmen einige wenige, wie unser Ortsbild aussieht. Das muss sich ändern! Immerhin gehört der öffentliche Raum uns allen, kein Einzelner sollte das Recht haben zu bestimmen, was nebenan sein darf und was nicht.

Allein auf weiter Flur

Und wer weiß, vielleicht versäumen diese Menschen dadurch auch eine Chance. Ich für meinen Teil fühle mich wohler, wenn ich auf weiter Flur nicht alleine bin oder gar wohne. Nachbarinnen sind da, um einem mal unter die Arme zu greifen, im Ernstfall zu helfen, und können sogar zu Freunden werden. Mich beruhigt es, wenn abends gegenüber das Licht angeht, am Wochenende leise Flötenmusik über den Hof weht und die Kinder von unten lachend auf der Wiese vorm Haus toben.

Das kann übrigens auch im Ernstfall hilfreich sein. So wird in dichter besiedelten Gegenden weniger eingebrochen. Denken Sie mal darüber nach, liebe Nachbargrundstücksbesitzer! (Bernadette Redl, 19.2.2023)