Während der Antiregierungsdemonstration in Chișinău am Dienstag gab es einmal mehr Angst vor Provokateuren des Kreml.

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In der prowestlich regierten Republik Moldau wächst die Sorge, in den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hineingezogen zu werden. Der jüngste Anlass dafür kam am Dienstag aus dem Verteidigungsministerium des EU- und Nato-Staats Rumänien, der im Westen an Moldau angrenzt.

Dort sah man sich gezwungen, vor Falschmeldungen zu warnen, die von russlandfreundlichen Webseiten und über soziale Medien verbreitet sowie von einigen ausländischen Medien übernommen worden seien. In einem Video sind angebliche rumänische Truppenbewegungen an die Grenze zu Moldau zu sehen. Bukarest weist die Berichte entschieden zurück.

Die Episode zeigt, wie angespannt die Lage rund um die kleine Republik Moldau derzeit ist. Das bitterarme Land mit seinen 1,6 Millionen Einwohnern hat neben Rumänien nur noch die von Russland angegriffene Ukraine als Nachbarn. Präsidentin Maia Sandu und die Regierung in der Hauptstadt Chișinău stehen an der Seite Kiews. Moldau hat auch besonders viele Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen.

Unruheherd Transnistrien

Als potenzieller Unruheherd allerdings gilt die abtrünnige Region Transnistrien im Osten des Landes. Im Zuge der Auflösung der Sowjetunion Anfang der 1990er-Jahre kam es dort zu kriegerischen Auseinandersetzungen, seither haben in dem schmalen Landstrich prorussische Separatisten das Sagen. Auch russische Soldaten sind in Transnistrien stationiert. Erst am Montag hatte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow gewarnt, äußere Kräfte könnten die Situation dort aufheizen. Schon zuvor hatte es russische Vorwürfe gegen Moldau gegeben, eine Invasion in Transnistrien zu planen.

In Chișinău wiederum vermutet man genau darin einen Vorwand Moskaus, um Moldau anzugreifen. Und nicht nur im Land selbst ist die Anspannung groß. Die ungarische Fluglinie Wizz Air will nach Angaben Moldaus ab 14. März den Flughafen Chișinău aus Sicherheitsgründen meiden. Im Internet kursierten am Dienstag zudem Berichte von Verkehrsstaus und Straßenblockaden vor der Hauptstadt. Hintergrund waren Streitigkeiten rund um die Anreise zu einer oppositionellen Demonstration. Die Regierung fürchtet seit längerem, vom Kreml gesteuerte Provokateure könnten die Proteste vereinnahmen, die sich unter anderem gegen die hohe Inflation im Land richten. (Gerald Schubert, 28.2.2023)