Alles abstreiten, bis es nicht mehr anders geht, so beschrieb die ehemalige FPÖ-Politikerin Claudia Schönbacher kürzlich das Verhalten von Mario Eustacchio, dem im Finanzskandal angeklagten Ex-Vizebürgermeister von Graz, und jenes vom Landesparteichef Mario Kunasek. Nachdem Ermittler schon seit Monaten auch Kunasek im Verdacht hatten, von den Malversationen in der Stadtpartei gewusst und diese weder unterbunden noch aufgedeckt zu haben, mahlten die Mühlen der Justiz langsam weiter.

Im Visier der Staatsanwaltschaft: der steirische FPÖ-Chef Mario Kunasek.
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Doch die Kärntner Mühlen mahlten immerhin. Erst seit sie den Fall 2022 aus Graz übernommen hatten, wo er ein Jahr gut ablag, gab es Hausdurchsuchungen. Am Donnerstag forderte die Staatsanwaltschaft Klagenfurt nun den steirischen Landtag auf, Kunaseks Immunität aufzuheben.

Die Bundes-FPÖ, deren Finanzprüfer jahrelang ausgerechnet Eustacchio war, ließ verschwörerisch wissen, dass hier der "tiefe Staat des Establishments" werke. Generalsekretär Christian Hafenecker ortete einen "Anpatzversuch". Dabei kamen Zeugen aus der FPÖ selbst. "Tief" ist hier nicht der Staat, sondern die Abputzversuche der FPÖ und deren Umgang mit Millionen von Klubgeldern, die in dubiosen Vereinen versandeten. Wenn Kunasek der Auslieferung selbst zustimmt, ist das kein Unschuldsbeweis. Er hat nur keine andere Wahl. Denn die ihm vorgeworfenen Taten hat er mutmaßlich nicht in Ausübung seines Landtagsmandates getätigt, sondern als Parteichef. (Colette M. Schmidt, 2.3.2023)