Mountainbiken ist längst zum Familiensport (siehe Symbolbild aus dem Wienerwald) geworden, doch die Rahmenbedingungen stimmen in Österreich nicht. Das führt zu Konflikten.

Foto: Trail-Affairs / OTS

Mötz – Ausgerechnet in der Nachbargemeinde von Mountainbike-Marathonweltmeisterin Mona Mitterwallner ermittelt nun die Polizei gegen unbekannte Fallensteller auf einem Waldweg. Vergangenen Freitag wurde nämlich eine so genannte Nagelfalle auf einem Steig gefunden, die offenbar gegen Mountainbiker gerichtet war, die auf dieser Strecke immer wieder unterwegs sind. Zuletzt habe man bereits mehrfach mit versuchten Körperverletzungen auf diesem Weg zu tun gehabt, erklärt Bürgermeister Michael Kluibenschädl: "Es wurden in den vergangenen Monaten immer wieder Äste als Hindernisse in den Weg gelegt."

Um die Verursacher ausfindig zu machen, habe man zuerst Wildkameras montiert, mit Hilfe derer die kriminellen Machenschaften aber nicht aufgeklärt werden konnten. Kriminell deshalb, weil das Drapieren von Ästen oder Baumstämmen auf Waldwegen eine Straftat darstellt und kein Kavaliersdelikt ist. Ob der Weg für Mountainbiker gesperrt ist oder nicht, tut dabei nichts zur Sache. Wer wegen einer Verwaltungsübertretung zur Selbstjustiz greift und mutwillig Verletzungen anderer in Kauf nimmt, ist schlichtweg kriminell und hat dementsprechende Strafen zu erwarten.

Polizei tappt noch im Dunkeln

Nachdem nun am vergangenen Freitag eine Privatperson Bilder der Nagelfalle im Internet veröffentlicht hat, wurde die Gemeinde aktiv und hat Anzeige erstattet, wie der Bürgermeister bestätigt. Die Ermittlungen laufen, wie die zuständige Polizeiinspektion Silz bestätigt. Allerdings habe man derzeit keinerlei Hinweise auf den oder die Täter oder Täterinnen.

Dass der Steig gerne von Mountainbikern genutzt wird, sei mitunter auf eine touristische Karte zurückzuführen, auf der er fälschlicherweise als freigegebene Route eingezeichnet sei, erklärt Bürgermeister Kluibenschädl. "Das Problem" mit den Mountainbikern habe sich im Zuge der Corona-Pandemie, als plötzlich mehr Menschen Bewegung und Sport in der Natur für sich entdeckt haben, verschärft. Und so seien Konflikte entstanden. Man führe derzeit Gespräche mit der Agrargemeinschaft und den Bundesforsten, um ein legales Angebot zu schaffen, sagt Kluibenschädl.

Denn bisher sind die legalen Möglichkeiten, in Mötz sein Mountainbike zu benutzen, recht überschaubar. Es gibt eine legale Route und die führt über eine asphaltierte Straße, wie der Bürgermeister bestätigt.

Immer wieder kommt es in Österreich zu derartigen versuchten Körperverletzungen, selbst auf legalen Mountainbike-Strecken. Zum Glück waren bisher noch keine gröberen Verletzungen zu beklagen. Die Basis für den seit Jahrzehnten schwelenden Konflikt bildet das aus der Zeit gefallene Forstgesetz aus dem Jahr 1975 – als Mountainbiken noch kein Thema war –, dass das Befahren des Waldes grundsätzlich verbietet. Als das Gesetz erlassen wurde, richtete sich dieses Verbot gegen Autos und Motorräder. Die Formulierung wird aber aber bis heute dazu genutzt, um Radfahren im Wald generell zu verbieten. Österreich ist das einzige Alpenland, das eine solche Verbotspolitik betreibt. Zugleich verkauft man sich touristisch mit falschen Versprechungen als Mountainbike-Paradies. (Steffen Kanduth, 1.4.2023)