Der 27-jährige Texaner Scottie Scheffler schlägt beim Masters als Titelverteidiger und Nummer eins der Weltrangliste ab.

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Sepp Straka hat die Fans mit einem Hole-in-one entzückt.

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Vor dem ersten Abschlag war Deeskalation angesagt. "Dieses Turnier ist viel größer als all das. Es ist einfach großartig, dass die besten Spieler der Welt seit langer Zeit wieder zusammen sind", sagte Rory McIlroy, der am Donnerstag das 87. Masters in Augusta, Georgia, als einer der hohen Favoriten in Angriff nimmt. Der 33-jährige Nordire könnte an der Magnolia Lane den Karriere-Grand-Slam komplettieren, also nach den US Open, der PGA-Championship (zweimal) sowie den British Open endlich auch das erste der vier Major-Turniere des Jahres für sich entscheiden.

Stattdessen muss sich auch der Mann aus Holywood, den die Buchmacher gleichauf mit Titelverteidiger und Weltranglistenersten Scottie Scheffler aus den USA sehen, fast ausschließlich Fragen zum "Duell der Touren" stellen. Seit der saudische Staatsfonds Unsummen in eine mit der Gesamtzahl der bei jedem Turnier zu spielenden Löchern (54) in römischen Ziffern LIV bezeichneten Konkurrenz zu den Spitzenserien der Professional Golfers’ Association (PGA) steckt, ist Feuer am Dach. Nicht wenige namhafte Profis folgten dem Lockruf wesentlich höherer Preisgelder, die PGA reagierte notgedrungen mit der Anhebung eigener Prämien und mit Sperren der dennoch von den Saudis Verführten für ihre eigenen Turniere.

Hungriger Weißer Hai

Lediglich die vier Major-Turniere sind ungeachtet laufender juristischer Auseinandersetzungen für alle Spieler offen, die eines der Qualifikationskriterien erfüllen. Das verleiht ihnen zusätzliche Brisanz. Für LIV-Geschäftsführer Greg Norman, als Aktiver selbst zweimal Zweiter des Masters, ginge mit dem Sieg eines seiner Spieler in Augusta ein Traum in Erfüllung. Er habe "Gänsehaut" beim Gedanken daran, am Sonntag einen Sieger beim "wahren Super Bowl" feiern zu dürfen, sagte der "Weiße Hai".

18 Spieler der LIV schmücken das 88 Mann umfassende Masters-Feld. Am ehesten könnte British-Open-Sieger Cameron Smith seinen australischen Landsmann Norman glücklich machen. Gelingt’s, darf er sich als erster LIV-Profi das berühmte grüne Siegersakko anmessen lassen und kassiert zudem 2,7 Millionen Dollar. Den Reiz der LIV drückt ganz gut aus, dass der viermalige Major-Sieger Brooks Koepka aus den USA erst am vergangenen Sonntag für den Sieg beim LIV-Turnier in Orlando vier Millionen kassierte. Bernd Wiesberger steckte als 36. im 48er-Feld nach dreimal 18 Löchern immer noch 141.000 Dollar ein. In elf Turnieren der erst ein Jahr alten Serie kassierte der Burgenländer, der als Nummer 167 der Weltrangliste weit weg von seiner achten Masters-Teilnahme war, insgesamt mehr als 2,2 Millionen.

Andererseits ist die Konkurrenzserie in den Herzen der Fans noch nicht angekommen. Die Einschaltquoten im Kernmarkt USA sind überschaubar, was die Teilnahme der besten LIV-Spieler am Quotenhit Masters, das zudem tausende Fans vor Ort genießen, um so wichtiger erscheinen lässt.

Für das erste Ausrufezeichen des heurigen Events hatte Sepp Straka, der einzige Österreicher im Feld, gesorgt. Dem 29-jährigen Wiener, der seit seinem 16. Lebensjahr in den USA zu Hause ist, gelang auf der ersten Proberunde ein Hole-in-one am zwölften Loch, einem Par 3. Bei den Siegesquoten für das Turnier selbst liegt Straka, der heute mit Harold Varner III aus den USA und dem Südkoreaner Kyoung Hoon-Lee auf die Runde geht, im letzten Viertel. Rund das 300-Fache des Einsatzes gibt es, wenn die Nummer 33 der Weltrangliste ins grüne Sakko schlüpft, das Tiger Woods zum sechsten Mal gewinnen könnte. Wer mit seiner Wette, dass der 47-Jährige den Rekord von Jack Nicklaus einstellt, richtig liegt, kassiert den 67-fachen Einsatz. (Sigi Lützow, 6.4.2023)