Die Graduierungsfeier markiert das Ende des Studiums. Der akademische Grad MBA ist nach wie vor beliebt.

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Ein Master in Business Administration (MBA) ist vielfach Voraussetzung, um erfolgreich die Karriereleiter hinaufklettern zu können. Der akademische Titel ist mittlerweile auch in Österreich geläufig. In den USA gibt es diese Studienprogramme bereits seit mehr als 100 Jahre. Und sie erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. In diversen Rankings, wie beispielsweise dem der Financial Times, werden nicht nur die Studiengebühren oder die internationale Zusammensetzung der Lehrenden und Studierenden erhoben, sondern auch wie hoch das Gehalt, das je nach dem, wo studiert wurde, zu erwarten ist. Angeführt werden diese Ranglisten von US-amerikanischen Business-Schools.

Im deutschsprachigen Raum sind diese Studienprogramme an den Business-Schools erst spät gekommen. Der erste rein deutsche MBA entstand zwar 1990 an der MBA School, Universität des Saarlandes. Aber bis in die späten 1990er-Jahre waren Deutschland und auch Österreich im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern bei MBA-Programmen mehr oder weniger eine Terra incognita. In anderen europäischen Ländern gab es diese Studienangebote ab Mitte des 20. Jahrhunderts.

Wissenschaftlich orientierte Lehre

Für Ann-Christine Schulz, FH-Professorin am Institut für Digitale Transformation und Strategie der FH WKW, liegt der Grund in den unterschiedlichen Hochschulangeboten und der Hochschulstruktur. Gemeinsam mit Kerstin Fehre von der belgischen Vlerick Business School und Simon Oertel von der Uni Salzburg hat sie die Entwicklung der MBA-Programme an deutschen Hochschulen zwischen 1999 und 2015 analysiert.

Knapp 100 Jahre lang hatte sich im deutschsprachigen Raum eine wissenschaftlich orientierte Lehre der Betriebswirtschaft etabliert, die weitgehend immun gegenüber den Modellen aus dem angelsächsischen Raum war, sagt sie. "Mittlerweile haben aber alle Universitäten und Fachhochschulen in Österreich MBA-Programme im Angebot." Und im Kostenvergleich sind die Angebote aus dem deutschsprachigen Raum auch verhältnismäßig günstig. Mit knapp 7000 Euro muss man in Österreich rechnen.

Vielfältiges Angebot

Der Stellenwert eines MBA-Abschlusses habe aber zugenommen, ist Schulz überzeugt. Vor allem für Personen, die ein nichtwirtschaftliches Vorstudium haben, sei ein wichtiges Puzzleteil für die berufliche Weiterentwicklung. Im Gegensatz zu den US-amerikanischen MBA-Programmen ist die deutschsprachige MBA-Landschaft sehr vielfältig. "In den USA sind das sehr standardisierte Programme." Die den deutschsprachigen MBA General Management am ähnlichsten sind. In Österreich werde weiter auf Spezialisierung gesetzt. So startet an der FH Campus Wien das MBA-Studium Digital Transformation & Tax Technology Management, das sich inhaltlich steuerrechtlichen Problemstellungen widmet und eine dementsprechende Zielgruppe definiert hat.

Der Trend gehe im deutschsprachigen Raum weiter in Spezialisierung und auch Individualisierung, sagt Schulz. Und natürlich nehme der Online-Anteil weiter zu. Viele MBAs würden mittlerweile ausschließlich online abgehalten, andere haben einen hohen Fernlehreanteil mit wenigen Präsenzphasen.

Einen solchen Weg schlägt auch die FH Wien der WKW ein und hat ihren International MBA in Management & Communications neugestaltet: Ab Herbst wird das Weiterbildungsstudium komplett auf Englisch durchgeführt. Mit nur zwei Präsenzblöcken pro Semester und einem hohen Anteil an Onlinelehre soll das MBA-Programm leichter mit Job und Privatleben vereinbar sein.

Frist endet

In Deutschland gibt es mittlerweile auch sogenannte Mini-MBAs. Die Themen sind ähnlich wie beim MBA: Es geht um Wissen zu Unternehmens- und Personalführung, zu Marketing, Controlling und Finanzmanagement. Die Dauer variiert und kann zwischen wenigen Wochen bis zu acht Monaten dauern, Teilnehmende bekommen ein Zertifikat. Mit dem akademischen Abschluss "Master of Business Administration" hat der Mini-MBA aber nur wenig zu tun, auch wenn diese Weiterbildungsakademien namhafter Universitäten wie Harvard oder auch Yale angeboten werden.

Ein Vorstudium ist für diese Kurzausbildung keines erforderlich. Geänderte Zulassungsvoraussetzungen gibt es aber für MBA-Programme in Österreich ab 1. Oktober. Da endet nämlich die Übergangsfrist für die Reform der hochschulischen Weiterbildung. Seit 2021 ist dieses Paket in Kraft. Dann braucht man auch für ein MBA-Studium mindestens einen Bachelorabschluss. (Gudrun Ostermann, 6.4.2023)