Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) und Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) stellten den Beschluss des Ministerrats zur Erarbeitung der neuen Sicherheitsstrategie vor. Erst Ende des Jahres sollen die von Türkis-Grün erarbeiteten Dokumente dem Parlament zur Debatte zugeleitet werden.

Foto: APA / Roland Schlager

Wien – Die türkis-grüne Koalition hat am Mittwoch im Ministerrat nun auch offiziell beschlossen, eine neue Sicherheitsstrategie erarbeiten zu wollen. Trotz der Forderungen aus der Opposition nach einer möglichst frühen Einbindung will die Regierung zunächst einmal Dokumente erarbeiten, die dann bis Ende des Jahres dem Parlament zur Debatte zugeleitet werden sollen, wie Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) und Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) vor der Sitzung erklärten.

Die geltende Sicherheitsstrategie hatte der Nationalrat auf Basis einer Regierungsvorlage mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP, FPÖ und dem Team Stronach am 3. Juli 2013 in Form einer Entschließung beschlossen. Seither hat sich nicht nur mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine einiges geändert, weshalb die Sicherheitsstrategie nun neu aufgesetzt werden soll. Man habe im verteidigungspolitischen Bereich gleich nach Beginn des Krieges mit den Vorarbeiten begonnen, betonte Tanner. Sicherheit müsse man umfassend sehen, das sehe man bei der Energiekrise, aber auch der Pandemie, meinte Tanner. Die umfassende Landesverteidigung müsse ins Zentrum der Sicherheitsstrategie rücken, bisher sei diese vernachlässigt worden, merkte sie an.

Energie für Gewessler wichtiger Teil der Sicherheitsstrategie

Sicherheit bedeute auch Unabhängigkeit von russischen Importen, von fossilen Importen, zeigte sich Gewessler überzeugt. Es gehe darum, ob die Industrie produzieren könne und ob Haushalte heizen können. Sie habe kein Verständnis dafür, wenn jetzt Stimmen laut würden, dass man den letzten Winter ja gut überstanden habe und deshalb "zurück zu business as usual" solle – "na ganz sicher nicht", sagte Gewessler. Man müsse weiterhin auf den Ausbau der erneuerbaren Energien setzen. Logischerweise sei der Energiebereich ein wichtiger Teil einer Sicherheitsstrategie, bis Herbst solle der Prozess abgeschlossen sein.

Opposition kritisiert fehlende Einbindung von Beginn an

Die Opposition monierte bereits nach der Ankündigung durch die Regierungsspitze eine fehlende Einbindung von Beginn an – stößt dabei aber in der Regierung offensichtlich nicht auf offene Ohren. Es sei wichtig, dass die Vorarbeiten als Basis gesehen werden, meinte Tanner, dazu befragt. Bis Ende des Jahres sollen die Dokumente der Regierung dem Parlament zur Debatte zugeleitet werden, und sie halte das durchaus für sinnvoll.

Selbstverständlich werde laufend über sicherheitspolitische Ableitungen diskutiert, verwies Tanner etwa auf diverse Ausschüsse im Parlament. Sicherheitspolitik dürfe kein "parteipolitisches Mascherl" tragen. Ziel sei es jedenfalls, die neue Sicherheitsstrategie auf eine "ganz, ganz breite Basis" zu stellen. Gewessler meinte ebenfalls, dass es sinnvoll sei, einmal ein Dokument zu erarbeiten, aber man werde einen guten, breiten Prozess aufsetzen, versicherte sie. (APA, krud, 12.4.2023)