Dummheit schützt vor Strafe nicht. Jenem US-Soldaten, der dutzende streng geheime Unterlagen aus dem Pentagon in einem Internetforum leakte, dürfte diese Binsenweisheit bisher entgangen sein. Anders als Whistleblower wie NSA-Maulwurf Edward Snowden oder Chelsea Manning, die US-Verbrechen im Irak aufdeckte, hat Jack Teixeira alias "OG" wohl nicht aus aufklärerischen Motiven gehandelt, sondern aus Geltungssucht. Heldenmut sieht anders aus.

Motiv Geltungssucht? Ein Bild von der Verhaftung des US-Soldaten.
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Die bisher bekannten Dokumente, mit denen der 21-Jährige vor seinen Gamer-Freunden geprahlt hat, enthüllen auch keine Skandale, sondern bringen die Ukraine in ihrem Abwehrkampf ohne Not in Bedrängnis. Ohne freie Sicht des Pentagons darauf, was Russland an der Front und dahinter macht, schwinden Kiews Chancen auf den Sieg beträchtlich.

Maulwurf gefasst, Problem gelöst? Mitnichten. Der Fall Teixeira zeigt einmal mehr die Schwachpunkte des weitverzweigten und weltweit vernetzten US-Militärapparats auf.

Freilich: Auch der beste Geheimdienst kann nicht verhindern, dass Einzelpersonen kriminell werden, schon gar nicht in einer lebendigen Demokratie wie den USA. Dass ein technisch versiertes Greenhorn offenbar ungehindert monatelang heikle Depeschen aus dem Pentagon mit nach Hause nehmen konnte, um sie auf Mutters Esstisch zu fotografieren, lässt Amerikas Schlapphüte aber dumm dastehen. Bleibt zu hoffen, dass am Ende nicht die Ukraine die Strafe bezahlt. (Florian Niederndorfer, 14.4.2023)