US-Präsident Biden in Ballina – einer irischen Ortschaft, der seine Familie verbunden ist.

Foto: AP / Patrick Semansky

Washington/Dublin – US-Präsident Joe Biden hat erneut eine mögliche Kandidatur bei der Wahl im kommenden Jahr angedeutet. "Ich habe das durchkalkuliert", sagte Biden in der Nacht auf Samstag mitreisenden Journalisten zufolge am Ende seines Besuchs in Irland. "Wir werden es relativ bald verkünden." Es ist das bisher deutlichste Bekenntnis des Präsidenten zu einer erneuten Kandidatur, mit der weithin gerechnet wird.

Am Ostermontag hatte Biden noch seine übliche Sprachregelung der vergangenen Monate wiederholt, als er sagte, er habe vor, noch einmal zu kandidieren. Der 80-Jährige hat bereits mehrfach erklärt, dass er die Absicht habe, bei der Präsidentenwahl im November 2024 für eine Wiederwahl anzutreten. Eine offizielle Ankündigung steht aber bisher noch aus. Angesichts seines Alters gibt es selbst in Bidens eigener Partei Vorbehalte, ob er der beste Kandidat wäre. Bei der Wahl 2024 wäre Biden 81 Jahre alt, beim Start in eine zweite Amtszeit 82, an deren Ende dann 86. Sein Besuch in dem EU-Land stimme ihn optimistisch in Bezug darauf, was erreicht werden könne, sagte Biden demnach.

Auf den Spuren des Ur-Ur-Ur-Großvaters

Zum Abschluss seines Irland-Besuchs war der US-Präsident im County Mayo im Nordwesten der Insel von vielen Tausend Menschen gefeiert worden. Biden besuchte die Gegend, aus der einige seiner Vorfahren stammen, am Freitag als letzte Station eines dreitägigen Aufenthalts. In Ballina verabschiedete sich Biden am Abend mit einem großen Auftritt und einer sehr persönlichen Rede. Darin lobte er auch Irlands Einsatz gegen Hunger und Klimakrise.

"Ich musste herkommen", sagte Biden in der Kleinstadt mit gerade einmal 10.000 Einwohnern. "Es fühlt sich an, wie nach Hause zu kommen. Das tut es wirklich." Biden hatte sich als Kulisse für seine Ansprache die St.-Murdeachs-Kathedrale in Ballina ausgesucht. Bidens Ur-Ur-Ur-Großvater hatte einst 27.000 Ziegelsteine für die Pfeiler des Kirchenschiffs geliefert. Von den Einnahmen konnte er damals für sich und seine Familie die Überfahrt nach Amerika finanzieren. Biden erzählte die Geschichte von den Ziegelsteinen bei seinem Auftritt und sagte: "Ich konnte einen davon heute in meinen Händen halten." Mit Blick auf seinen Vorfahr sagte er: "Ich bezweifle, dass er sich jemals vorgestellt hat, dass sein Ur-Ur-Urenkel 200 Jahre später als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zurückkehren würde."

"Zeit enormer Chancen"

Zum Abschluss seines dreitägigen Besuchs lobte Biden auch den Einsatz des Landes gegen Hunger und die Klimakrise. Irland habe seine eigene Hungersnot im 19. Jahrhundert nicht vergessen und nehme bei der Bekämpfung des Nahrungsmittelmangels heute eine bedeutende Rolle ein. Das Land fördere auch erneuerbare Energien, nachhaltige Landwirtschaft und "grüne Arbeitsplätze" und trage damit zum Kampf gegen den Klimawandel bei. "Ich war noch nie so optimistisch in Bezug auf das, was wir erreichen können, wenn wir zusammenhalten und an unseren Werten festhalten", sagte Biden. "Dies ist eine Zeit enormer Chancen." Die USA und Irland seien auf vielen Ebenen tief verbunden, durch ihre Geschichte und ihren gemeinsamen Hang zur Hoffnung. (APA, red, 15.4.2023)