Der Großteil der Bevölkerung bezieht sein Wasser aus dem Leitungsnetz der zentralen Wasserversorgungsanlagen.

Foto: imago images / Petra Schneider-Schmelzer via www.imago-images.de

Wien – Trinkbares Leitungswasser, das glasklar aus dem Wasserhahn rinnt, ist in Österreich eine Selbstverständlichkeit. Doch mit der Klimakrise mehren sich auch Probleme in der Bereitstellung, etwa wenn Hausbrunnen versiegen. Eine Studie des Bundesministeriums für Landwirtschaft sieht zwar keine Gefahr für die flächendeckende Trinkwasserversorgung, Maßnahmen zur Sicherung der Wasserversorgung müssen dennoch gesetzt werden.

Das Wasser, das in Österreich von Mensch und Tier getrunken wird, mit dem Autos gewaschen, Gärten und Felder gegossen, Pools befüllt werden und das die Industrie zu Kühlzwecken verwendet, wird zur Gänze aus dem Grundwasser gedeckt. 58 Prozent dieses Wassers treten natürlich zu Tage und werden als Quellen gefasst. Der Rest kommt nicht von selbst aus der Erde und wird über Brunnen gefördert. Der überwiegende Teil der Bevölkerung, nämlich 92 Prozent, bezieht sein Wasser aus dem etwa 81.000 Kilometer langen Leitungsnetz der zentralen Wasserversorgungsanlagen. Die restlichen acht Prozent verfügen über eigene Hausbrunnen oder Quellen. Wobei diese Aufteilung regional den topografischen Unterschieden unterworfen ist. Die meisten Hausbrunnen gibt es mit 28 Prozent in Oberösterreich.

Entlegene Orte selbst für Wasserversorgung verantwortlich

Vor allem entlegene Haushalte und Bergbauernhöfe im zersiedelten alpinen Raum sind für ihre Wasserversorgung selbst verantwortlich. So ist in der Buckligen Welt im Süden Niederösterreichs die Wasserversorgung fallweise ein Problem. Die neun Gemeinden Bad Schönau, Bromberg, Edlitz, Grimmenstein, Hollenthon, Krumbach, Lichtenegg, Thomasberg und Wiesmath haben daher das Projekt "Trinkwassersicherung Bucklige Welt" ins Leben gerufen und von 2019 bis 2021 rund 70 Kilometer zusätzliche Wasserleitungen verlegt. "Man kann dies als zweites Standbein für die Gemeinden ansehen, denn jetzt ist es auch möglich, abgelegene Höfe anzuschließen", sagt Josef Freiler, Ex-ÖVP-Bürgermeister von Krumbach und Verbandsobmann. Die 7,3 Millionen Euro sieht er als gute Investition, denn anderenfalls wären die Kapazitäten für deren Versorgung zu gering gewesen.

Im Bezirk Wolfsberg im Kärntner Lavanttal, einer der trockensten Regionen Österreichs, wird nun eine ähnliche Strategie verfolgt. Dort soll das 500 Kilometer lange Versorgungsnetz optimiert und um eine 21 Kilometer lange Leitung aus dem Jauntal erweitert werden. Mit dieser Leitung soll schlussendlich die Versorgung der entlegenen Höfe sichergestellt werden, die in diesem Frühjahr wieder von der Feuerwehr mit Wasser beliefert werden müssen.

Markus Godez, Leiter des Wasserwerkes Wolfsberg, verzeichnet vermehrt Anfragen von Höfen, bei denen die Eigenwasserversorgung nicht mehr funktioniert. Er schätzt, dass der Wasserdienst der Feuerwehr noch bis Anfang Mai andauern werde. "Auch die Regenfälle der vergangenen Woche haben an der Situation nichts geändert. Erst müssen die Böden auftauen, dann muss das Wasser durchsickern, bevor es schlussendlich im Grundwasser ankommt", merkt Godez an. 1,4 Millionen Liter habe die Feuerwehr bis Ende März schon in die ausgetrockneten Brunnen der Bezirke Wolfsberg, St. Veit und Völkermarkt gepumpt. Voriges Jahr flossen sogar fast 11,5 Millionen Liter durch die Tankwagen, so Oskar Grabner, Geschäftsstellenleiter des Kärntner Landesfeuerwehrverbandes. Er befürchtet "dass bei anhaltender Trockenheit auch das Problem der Wasserknappheit anhält."

Ministerium ortet keine Probleme für die Zukunft

Probleme bei der Wasserversorgung sieht das Bundesministeriums für Landwirtschaft (BML) in Zukunft aber nicht. Laut einem Szenario der 2021 veröffentlichten Studie "Wasserschatz Österreich" wird jedoch bis 2050 mit einer Abnahme der Wasserressourcen um etwa 23 Prozent gerechnet. Dem sinkenden Grundwasserspiegel steht nämlich ein steigender Wasserbedarf gegenüber. Das liegt zu einem Großteil daran, dass bei höheren Temperaturen und wenig Niederschlägen landwirtschaftliche Produktionsflächen mehr bewässert werden müssen und zu anderen Teilen an der Bevölkerungszunahme und dem größeren Verbrauch von Mensch und Tier an Hitzetagen. Expertinnen und Experten empfehlen daher schon seit geraumer Zeit die Versiegelung der Böden zu bremsen und Flächen zu entsiegeln, damit das Regenwasser vor Ort versickern kann. Dies würde wesentlich zur Grundwasser-Neubildung beitragen.

Keine verlässlichen Niederschlags-Prognosen

Auf steigende Temperaturen wird man sich einstellen müssen, darin sind sich viele Wissenschafter und Wissenschafterinnen einig. Damit einher gehen neben höherem Wasserverbrauch auch eine höhere Verdunstung, eine schnellere Schmelze der Gletscher und ein erhöhtes Unwetterpotenzial. Für die Zukunft der Niederschläge gibt es allerdings keine verlässlichen Prognosen. Alles deutet jedoch darauf hin, dass es in den Wintermonaten vermehrt zu Regenfällen statt einer weißen Schneedecke kommen wird und dass Niederschläge häufiger als Starkregen in den warmen Monaten fallen. "Gewitterschauer sind lokal, die helfen hier wenig", sagt Andreas Mansberger von der Geosphere Austria (ehemals ZAMG).

In den von der Trockenheit betroffenen Regionen in Österreich, zu denen neben dem Lavanttal vor allem der Osten Österreichs zählt, gibt es ein sattes Grundwasserdefizit. "Das Problem liegt an den Vorjahren, da sind die meisten Monate zurück bis zum Winter 2020/21 unterdurchschnittlich. Es hat sich so viel an Defizit angesammelt, da müsste es jetzt in den nächsten Monaten ständig überdurchschnittliche Regenmengen geben." Doch dieses Szenario hält der mit Prognosen eher vorsichtige Meteorologe für weniger wahrscheinlich. Auch die Regenmengen, die zuletzt vor allem in Ost- und Oberösterreich gefallen sind, können die Trockenheit mildern, aber nicht beheben, sagt sein Kollege Alexander Orlik auf orf.at. Am deutlichsten wird dies beim Neusiedlersee. Sein Wasserspiegel ist in vier Tagen um acht Zentimeter gestiegen, zum mittleren Wasserstand fehlen dennoch 51 Zentimeter.

92 Prozent an Versorgungsnetz angeschlossen

Für die 92 Prozent der Bevölkerung, die an ein Versorgungsnetz angeschlossen sind, wird die Versorgung mit Trinkwasser in Zukunft tatsächlich kein Problem sein, sagt Georg Amschl von der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (OVGW). Auch wenn Quellen versiegen, die Wasserversorger seien immer über mehrere Quellstandorte, sowie Verbindungsleitungen zu anderen Wassernetzen abgesichert. Problematischer sei die Situation bei entlegenen Bergbauernhöfen. "Ja, Quellen können versiegen. Das sind Naturphänomene. Manchmal kann man tiefer bohren, manchmal ist das Maximum auch erreicht", so Amschl. Sehr weit abgelegene Gehöfte könne man aus wirtschaftlichen und hygienischen Gründen meistens nicht an das Netz anschließen, daher läge es aus seiner Sicht im Bereich des Möglichen, dass vereinzelt Höfe wegen Wassermangels aufgegeben werden müssten. Jene Höfe, die aktuell im Lavanttal betroffen sind, werden bis auf weiteres mit Wassertransporten versorgt. Feuerwehrmann Grabner versicherte, dies werde man machen "so lange kein Regen die Situation verbessert und noch keine Leitungen gebaut sind". (APA, 18.4.2023)