Vor den Kanaren ist ein Flüchtlingsboot gesunken, mehr als 20 Personen wurden von der Küstenwache gerettet.
Vor den Kanaren ist ein Flüchtlingsboot gesunken, mehr als 20 Personen wurden von der Küstenwache gerettet.
EPA/Adriel Perdomo

Nach dem Untergang eines Schlauchboots auf dem Weg zu den Kanarischen Inseln am Mittwoch wird von mehr als 30 dabei ums Leben gekommenen Menschen ausgegangen. Konkrete Angaben dazu, wie viele Personen sich an Bord  befanden oder wie viele noch vermisst werden, gab es bisher weder von spanischen noch von marokkanischen Behörden. Nichtregierungsorganisationen kritisierten Spanien und Marokko dafür, nicht früher eingegriffen zu haben.

Die Gruppen Walking Borders und Alarm Phone erklärten, das Beiboot habe ursprünglich etwa 60 Menschen an Bord gehabt. Der spanische Seenotrettungsdienst bestätigte den Tod von zwei Insassen des Schlauchboots, eines Kindes und eines erwachsenen Mannes, und meldete, dass ein marokkanisches Patrouillenboot zuvor 24 Menschen gerettet habe.

Die Sprecherin von Walking Borders, Helena Maleno, teilte in einem Tweet mit, dass 39 Menschen ertrunken seien, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Alarm Phone, das ein transeuropäisches Netzwerk zur Unterstützung von Rettungsaktionen betreibt, erklärte, dass 35 Menschen vermisst würden.

Zuständigkeitsfrage

Das Unglück löste Kritik von Aktivisten aus, die Spanien vorwarfen, seine Sorgfaltspflicht vernachlässigt zu haben, da sich das Schlauchboot nach internationalem Recht im Such- und Rettungsgebiet des Landes befand. Das würde bedeuten, dass Spanien anstelle von Marokko die Operation hätte leiten müssen.

Zum Zeitpunkt des Untergangs befand sich das Beiboot in den Gewässern vor der Küste der Westsahara. Die spanische Nachrichtenagentur EFE berichtete, dass ein spanisches Rettungsschiff, die Guardamar Caliope, am Dienstagabend nur 46 Kilometer – etwa eine Stunde Fahrt – von dem Beiboot entfernt gewesen sei.

Die Guardamar Caliope leistete dem Schlauchboot demnach keine Hilfe, da die Operation von der marokkanischen Rettungsleitstelle übernommen wurde. Diese habe ein Patrouillenboot geschickt, das jedoch erst am Mittwoch in der Früh eingetroffen sei, etwa zehn Stunden nach der ersten Sichtung durch ein spanisches Rettungsflugzeug. 

Rettungsaktion vor Griechenland

Südlich der griechischen Halbinsel Peloponnes hat die griechische Küstenwache indessen am Mittwoch 63 Migranten gerettet, deren Boot in Seenot geraten war. Die Menschen seien alle wohlauf und würden in die Hafenstadt Kalamata gebracht, berichtete die Nachrichtenagentur ANA unter Berufung auf die Küstenwache. (APA, red, 21.6.2023)