Xbox-Chef Phil Spencer auf dem Weg zum Gericht
Xbox-Chef Phil Spencer auf dem Weg zum Gericht.
APA/Getty Images via AFP/GETTY I

Bis zum 18. Juli 2023 darf die Akquisition von Spiele-Gigant Activision Blizzard durch Microsoft um knapp 70 Milliarden Dollar noch durchgeführt werden. Wenn das nicht klappt, platzt der Deal. Umso gespannter blickt die Branche dieser Tage in ein Gericht in San Francisco, wo Microsoft-Verantwortliche gerade zu der Übernahme aussagen.

Am zweiten Tag der Anhörung stand ein Mann im Mittelpunkt: Xbox-Chef Phil Spencer. Unter Eid sagte er aus, dass Microsoft den Konsolen-Kampf gegen Playstation sowie Nintendo Switch verliert, und betonte zusätzlich, wie aggressiv Sony offenbar in den letzten Jahren am Markt agiert hat. Und natürlich ging es auch um "Call of Duty". 

Wer die Höhen und Tiefen dieser Akquisition einigermaßen chronologisch nachlesen will, bevor er zu den aktuellen Entwicklungen springt, kann das in dieser kürzlich veröffentlichten Geschichte tun.

Xbox und Exklusivität

Die Bundesbehörde Federal Trade Commission (FTC) war mit ihren Vorwürfen, Microsoft wolle mit der Akquisition ein Monopol am Markt werden, federführend, den US-Konzern vor Gericht zu zerren. Diese Angst wurde bereits am ersten Tag der Anhörung untermauert, als Microsoft zugeben musste, das kommende "Indiana Jones"-Spiel ausschließlich für Xbox und PC entwickeln zu wollen.

"Indiana Jones" wird von Bethesda entwickelt, jenem großen Entwicklerstudio, das Microsoft in einer früheren Übernahme vom Markt wegkaufte. Deshalb interessierte sich der Richter sehr dafür, was mit künftigen Bethesda-Spielen geschehen würde, allen voran dem viel erwarteten "Elder Scrolls VI". Ob der Titel auch für Playstation erscheinen wird, wollte Phil Spencer nicht direkt beantworten. 

"Das können wir aktuell noch nicht sagen," rechtfertigte sich der Xbox-Chef, da das Spiel "noch weit von der Fertigstellung" entfernt sei. "Hatten Sie bei Microsoft schon Gespräche, künftige Activision-Titel nicht für die Playstation veröffentlichen zu wollen?" wollte der Richter von Spencer wissen, und auch hier blieb der Befragte ungenau. Er könne sich an solch eine Unterhaltung nicht erinnern, aber es wäre "normal", solch eine Unterhaltung zu führen.

Gegenoffensive

Überraschend war, dass Spencer in dem Gespräch in die Gegenoffensive ging und erklärte, dass Sony regelmäßig Spieleentwickler dafür bezahlte, ihr Spiel nicht auf der Xbox zu veröffentlichen. Nachdem Bethesda bereits "Deathloop" und "Ghostwire" nicht für die Xbox entwickelte, schien sich Ähnliches auch bei "Starfield" abzuzeichnen. Man habe deshalb das Studio gekauft, um nicht "noch weiter Boden auf die Konkurrenz" zu verlieren, argumentierte Spencer den Kauf von Zenimax, der Mutterfirma von Bethesda.

Exklusivtitel seien wichtig in diesem Markt, und Sony und Nintendo seien hier besonders stark. Mit den Käufen von Studio würde man sich nur selbst Eigenmarken sichern, um einigermaßen konkurrenzfähig zu bleiben. 

"Call of Duty"

Activision Blizzard verfügt über zahlreiche wichtige Marken, etwa "Diablo" oder "World of Warcraft". Für Sony ist aber speziell der Kultshooter "Call of Duty" mit all seinen Neuentwicklungen wichtiger Bestandteil, um die Zielgruppe bei der Plattform Playstation zu halten. Auch deshalb war im Vorfeld der Anhörung dieser Titel besonders häufig genannt worden. 

Vor Gericht bestätigte Spencer einmal mehr, dass es finanziell für Microsoft keinen Sinn machen würde, den Shooter nicht weiter auf der Playstation zu verkaufen. "Meine Aussage ist, dass wir 'Call of Duty' weiterhin auf der Playstation veröffentlichen wollen." Die Frage, ob das auch für andere Activision-Titel gelte, verneinte Spencer. "Activision stellt auch Spiele für Smartphones und viele Plattformen her. Manche wie 'World of Warcraft' sind PC-exklusiv. Deshalb kann ich kein Statement machen, das allgemeingültig ist." Auf die Frage, ob "Diablo" weiterhin für Playstation erscheinen wird, antwortete Spencer mit einem Ja.

Obwohl Microsoft seit 20 Jahren im Konsolengeschäft mitmischt, dominieren Sony und Nintendo weiterhin den Markt.
Statista

Die Rolle von Nintendo

Microsoft und Spencer betonten in der Vergangenheit immer wieder, Nintendo in die Marktanaylse der FTC mit aufzunehmen. Durch die Berücksichtigung des japanischen Videospielentwicklers und Konsolenherstellers rückt der US-Konzern nämlich auf den dritten und nicht nur auf den zweiten Platz im Rennen um die Konsolen-Krone. Die FTC argumentiert, Microsoft würde sich in vielen Aspekten exklusiv mit der Sony Playstation vergleichen, auch aufgrund der technischen Unterlegenheit der aktuellen Nintendo-Konsole Switch. "Es ist falsch, Nintendo nicht als Mitbewerber zu nennen", kontert Spencer.

Wie es weitergeht

Am Freitag war der zweite Tag einer fünftägigen Anhörung. Für die nächsten Tage ist noch Playstation-Chef Jim Ryan zumindest via Videoschaltung für ein Statement geplant sowie Microsoft-CEO Satya Nadella. Bis Ende nächster Woche will das Gericht alle Aussagen gesammelt haben und dann bald eine Entscheidung treffen, ob Microsoft Activision Blizzard wirklich kaufen darf. (aam, 26.6.2023)