Die kindliche Fantasie ist per se eine wunderbare Sache – sie kann jedoch auch dazu führen, dass sich Kinder übertriebene Sorgen machen, die ihnen unnötigerweise den Schlaf rauben. Kinder grübeln oftmals über alle möglichen negativen Dinge nach, die sie zufällig aufgeschnappt oder die bei ihnen großen Eindruck hinterlassen haben. Viele davon sind für Erwachsene bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar – etwa wenn es um Bedrohungen der körperlichen Sicherheit oder des persönlichen Besitzes geht. Andere wirken geradezu rührend. Dennoch sieht man sich häufig vor der Aufgabe, das Kind anlässlich übergroßer Schreckensszenarien, die es sich in den wildesten Farben ausmalt, zu beruhigen und ihm zu erklären, wie unwahrscheinlich es ist, dass manch drohende Gefahr tatsächlich zum großen Problem im eigenen Leben werden wird.

Ein kleines Mädchen mit besorgtem Gesichtsausdruck im Gespräch mit seiner Mutter, die seine Hände hält
"Mama, ich hab solche Angst, dass ..."
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Was Kindern Angst machen kann – und was hilft

Haben Kinder beispielsweise miterlebt, dass irgendwo ein Feueralarm ausgelöst wurde, oder gar Bilder eines brennenden Hauses gesehen, kann es sie sehr beschäftigen, was bei einem echten Feuer zu Hause, in der Schule oder im Kindergarten passieren würde. Erfahren sie in den Nachrichten von Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Tsunamis, kommen nicht selten besorgte Fragen, ob man derlei auch hierzulande zu befürchten habe. Auch darüber, was geschieht, wenn man sich so schwer verletzt oder erkrankt, dass man mit der Rettung abgeholt werden muss, können sich Kinder große Sorgen machen. Und erfährt der Nachwuchs von Fällen, in denen Einbrecher jemandem im Urlaub die ganze Wohnung ausgeräumt haben, muss man als Elternteil vielleicht einmal mehr erklären, dass nicht bei jeder Abwesenheit von den eigenen vier Wänden gleich das ganze Hab und Gut gefährdet ist.

Das Wichtigste im Umgang mit kindlichen Sorgen und Ängsten ist sicherlich, sie sich als Elternteil anzuhören und sie ernst zu nehmen. Der bekannte, inzwischen verstorbene Familientherapeut Jesper Juul hat auf den Punkt gebracht, was Eltern tun können, um ihren Kindern beim Auftreten von Angst zu helfen: Unerlässlich ist es, präsent zu sein und das Kind mit Empathie und Anerkennung zu begleiten. Über "Was-wäre-wenn-Szenarios" in einer ruhigen Atmosphäre zu reden, kann Kindern helfen, einen realistischen Begriff von möglicherweise eintretenden Situationen zu erlangen. Doch Juul zufolge sollte man es auch nicht am liebevollen Auffangen der Kinder, Reflektieren ihrer Sorgen und Verständnis für ihre Gedankenwelt und Gefühle fehlen lassen. 

Kleine Kinder ihre Gedanken zu einem Thema aufzeichnen zu lassen, erachtet Juul ebenfalls als sinnvoll: "Zeichnen und Malen sind Formen, in denen sich Menschen manchmal besser ausdrücken können als verbal." In manchen Familien hat es sich etabliert, dass das Kind in Form eines symbolischen Aktes daraufhin seine Zeichnung dessen, was ihm Angst macht, einem Sorgenfresser, Sorgenpüppchen oder Sorgenglas anvertraut – mit dem Gedanken, das Beängstigende auf diese Weise gedanklich besser loslassen zu können.

Was befürchten Ihre Kinder?

Mit welchen kindlichen Sorgen haben Sie sich bereits konfrontiert gesehen? Was war der Auslöser dafür? Und wie haben Sie Ihrem Nachwuchs geholfen, sich darüber nicht übermäßig den Kopf zu zerbrechen? Posten Sie im Forum! (Daniela Herger, 28.6.2023)