Justizministerin Alma Zadić, Innenminister Gerhard Karner und Frauenministerin Susanne Raab
Wollen mehr Femizidprävention: Justizministerin Alma Zadić, Innenminister Gerhard Karner und Frauenministerin Susanne Raab.
APA/HELMUT FOHRINGER

Morde an Frauen, weil sie Frauen sind und antiquierte Rollenerwartungen nicht erfüllen, gehören zur traurigen Realität in unserer patriarchal organisierten Gesellschaft. Sie haben viel mit anerzogenen Besitzansprüchen von Männern gegenüber Frauen zu tun und mit der umfassenden Einschüchterungswirkung, die Gewalt auf ihre Opfer ausübt.

Wollen wir weniger Femizide, so müssen wir gewaltbetroffene Frauen stärken. Dazu braucht es Schutzeinrichtungen, die möglichst niedrigschwellig und allgemein bekannt sind. Dass es bestehenden Stellen an Publizität mangelt, hat eine am Dienstag präsentierte Femizidstudie ergeben.

Was es nicht braucht, um der tödlichen Männergewalt Einhalt zu gebieten, ist die Benutzung des Themas für die eigene politische Agenda. Besonders unangenehm und kontraproduktiv ist das angesichts schrecklicher Femizidfälle wie jenes kürzlich in Wien-Ottakring. Vertreter der Wiener ÖVP und FPÖ ergehen sich hier in Vorwürfen gegen die Stadtregierung, machen städtische "Unsicherheitszonen" und "Wegschauen" für die Tötung einer syrischen Frau durch ihren syrischen Partner verantwortlich.

Das ist Ablenkung vom tatsächlichen Thema – und es hat rassistische Untertöne. Wer will, dass sich solche Fälle nicht wiederholen, sollte nicht über die Verwaltung schimpfen, sondern über Männermacht und Gewalt in Einwanderercommunitys reden. Und über das dortige Empowerment der Frauen. (Irene Brickner, 4.7.2023)