FPÖ
Die blauen Fans reden und lesen lieber über die "Festung Österreich".
APA/AFP/ALEX HALADA

Ein Delegierter zum Grazer FPÖ-Stadtparteitag und Bruder eines hohen FPÖ-Politikers soll mit selbstgekochtem Crystal Meth gehandelt haben, eine millionenschwere Finanzaffäre hat die Stadt-FPÖ zerlegt, der Landes-FPÖ-Chef ist auch Beschuldigter: In der Steiermark gilt täglich die Unschuldsvermutung. In der realen Welt ermittelt eine unterbesetzte Justiz wegen mutmaßlicher Untreue, Veruntreuung, Betrugs, NS-Wiederbetätigung und Drogenhandels im Umfeld der steirischen FPÖ. Haarsträubende Details treten ans Licht.

Wer berichtet, soll mit Klagen eingeschüchtert werden. Die FPÖ-Devise: Alles abstreiten. Einzelne in der Partei schmissen die Nerven und zeigten sich selbst an. In der Social-Media-Bubble blauer Fans existiert das alles gar nicht oder nur als "linkslinke Verleumdung". Was man nicht glauben will, wird zur Lüge erklärt. Das ist praktisch, das macht keine Mühe.

Auch von außen wird der scheinbar heilen Blase wenig entgegengesetzt. Viele Medien berichten lieber vom FPÖ-Umfragehoch oder vom allgemeinen "Rechtsruck". Das ist simpler zu erzählen, als Korruption sichtbar zu machen. Derweil ziehen die Affären Fäden bis in den Bund.

Und die politischen Mitbewerber der FPÖ? Die sind angesichts der Tragweite auch überraschend leise. Dabei wäre es die Aufgabe jeder einzelnen Partei, gerade angesichts der unter der Teuerung leidenden Bevölkerung, ein transparentes Umfeld zu schaffen und Steuergeld vor Gier und Korruption zu schützen. (Colette M. Schmidt, 14.7.2023)