Frau trinkt mit Strohhalm
Papierstrohhalm, ja oder nein?
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Pro

Als kleiner, durstgeplagter Babyboomer war es eine Kunst, nicht den ruhmlosen Tod durch Verschmachten zu sterben. Man erinnere sich an die legendären Sunkist-Päckchen: Man musste die euklidischen Tetraeder unter Zuhilfenahme eines Plastikstrohhalms durchstoßen. Der neuralgische Punkt lag unter einer Lasche verborgen. Wer sich, wie der Autor dieser Zeilen, besonders dämlich anstellte, der zerspliss den Halm: Prompt war kein Zugang mehr zum kostbaren Nass zu finden, man musste – unter freiem Himmel – einen nahe gelegenen Hydranten konsultieren. Oder sich mit hintüber geneigtem Kopf unter den Wasserhahn beugen. Der Großteil des Trunks ging unrettbar verloren und lief ab, um irgendwann spurlos im Schwarzen Meer zu verschwinden.

Abhilfe schuf die Dreh-und-Trink-Flasche, sie war nur in etwa so cool wie ein Poster von Smokie. Heute, mit gebührendem Abstand, ist der Papierstrohhalm ein wertvoller Feierabendpartner. Er bildet eine natürliche Brücke zwischen dem durstigen Ich und dem Grafen Camillo Negroni. (RONDO, Ronald Pohl, 3.8.2023)

Kontra

In meiner Kindheit im vorigen Jahrhundert (es war noch vor der "Ich habe immer und überall eine stylishe Trinkflasche dabei"-Ära) waren Schulwandertage vor allem eines: willkommene Gelegenheit, Zuckerln (Eiszapfen!) und kleine Saftpackerln mit aufgeklebtem Strohhalm zu kaufen. Dumm nur, dass die Plastikhalme der Sunkist-Packungen sehr kurz waren und gerne in ebenjenen verschwanden. Notgedrungen musste man an der kleinen Öffnung des Packerls zuzeln, um an den Inhalt zu gelangen. Mit dem unangenehmen Nebeneffekt, dass sich das Material ungustiös aufweichte.

Wie es bekanntermaßen mit Papier geschieht, wenn es länger mit Flüssigkeit in Berührung kommt – da bildet auch ein umweltfreundlicher Papierstrohhalm keine Ausnahme.

Doch sehen wir's positiv: Ein Barkeeper erzählte mir, dass der Verbrauch an Halmen in seiner Innenstadtbar stark zurückgegangen sei. Denn bevor die Gäste einen Papierstrohhalm verwendeten, verzichteten sie lieber ganz auf diese Trinkhilfe. (RONDO, Petra Eder, 3.8.2023)