Grashüpfer auf einem Blatt
Eine Punktierte Zartschrecke. Der Legestachel des Weibchens ist sichelartig nach oben gekrümmt. (Belichtungszeit 1/160 Sek., Blende 11, Lichtempfindlichkeit ISO 360, Brennweite 105 mm am APS-C-Sensor entspricht Bildwirkung v. 157,5 mm umgerechnet aufs Kleinbildformat)
Michael Simoner

Die Maultrommel ist vermutlich das meistunterschätzte Instrument. Obwohl das Maultrommelspiel in Österreich seit 2012 als immaterielles Kulturerbe anerkannt ist. Als Bub hatte ich auch so eine Maultrommel. Mir ging es aber nur um das "Boing". Immer wenn Flip, der Grashüpfer in der Zeichentrickserie "Die Biene Maja", hüpfte, machte es boing. Und dieses Geräusch stammte von einer Maultrommel. Ich beherrschte es sehr schnell und nervte Familie und Freundeskreis: Boing, boing, boing! Ungefähr zwei Tage später wurde meine Karriere als Maultrommler durch einen feigen, bis heute ungeklärten Diebstahl abrupt gestoppt.

140 Arten in Österreich

Im Garten käme ich derzeit mit den "Boings" gar nicht nach, bei so vielen Grashüpfern, die sich jetzt im Gras herumtreiben. Oder sind das Heuschrecken? Oder Heupferde? Oder Heuhüpfer? Es ist ganz einfach: Die Ordnung der Insekten heißt Heuschrecken (Orthoptera). Ganz grob lassen sich zwei Gruppen unterscheiden: Langfühlerschrecken (Ensifera) und Kurzfühlerschrecken (Caelifera). Aber dann wird es mit weltweit rund 28.000 Arten doch ein wenig komplizierter. In Österreich wurden bisher um die 140 Heuschreckenarten gefunden (auf dieser Seite gibt es eine gute Übersicht). Das zirpende Werben der Männchen um Weibchen wird noch bis in den Oktober zu hören sein.

Grashüpfer (Gomphocerinae) gehören zur Gruppe mit den kurzen Fühlern, sie sind eine eigene Familie der Feldheuschrecken. Beim Fotografieren ist mir aufgefallen, dass sich Grashüpfer immer hinter dem Grashalm oder Pflanzenstängel verstecken, auf dem sie sitzen. Komme ich ihnen mit der Kamera von links zu nahe, weichen sie von mir aus gesehen nach rechts aus, und umgekehrt. Wenn es sein muss, drehen sie eine ganze Runde rund um ihren Grashalm.

Muskelkraft und Trick

Die meisten versuchen allerdings mit tollkühnen Sprüngen abzuhauen. Die Hinterbeine sind als verlängerte Sprungbeine ausgebildet, und die Muskelkontraktion erlaubt bei manchen Arten Sprünge von bis zu einem Meter. Feldheuschrecken wiederum wenden einen cleveren Trick an: Sie spannen am Außenskelett einen Mechanismus wie eine Metallfeder und lösen dann die Sperre ruckartig – boing! Die Landung ist häufig eine Bruchlandung. Forschende fanden heraus, dass Heuschrecken oft mit dem Kopf zuerst wieder runterkommen, wenn sie keinen neuen Halm erwischen. Was aber auch ohne Helm kein Problem für die Insekten ist.

Ich freue mich auch immer, wenn ich ein großes Heupferd sehe. Die guten Flieger gehören zu den Langfühlerschrecken, ihre Antennen bestehen aus bis zu 500 Einzelteilen. Alle Langfühlerschrecken können kurioserweise mit den Vorderbeinen hören. Wenn man genau hinschaut, kann man die Gehörorgane auf den Schienen (gleich unterhalb der Beuge) erkennen. Es sind kleine, ovale Vertiefungen, in denen tatsächlich ein Trommelfell sitzt. Wer weiß, vielleicht flüstern einander Heuschrecken manchmal Zärtlichkeiten ins Knie. (Michael Simoner, 26.7.2023)

Grashüpfer auf einem Blatt
Sehen Sie die kleinen, ovalen Vertiefungen in den Vorderbeinen knapp unterhalb der Beuge? Das sind die Gehörorgane. (1/320 Sek., f4.5, ISO 200, 105 mm Makro, APS-C)
Michael Simoner
Heuschrecke auf einem Blatt
Kurze Fühler, also eine Kurzfühlerschrecke, genauer ein Grashüpfer. (1/500 Sek., f5.6, ISO 100, 40 mm Makro am 1-Zoll-Sensor entspricht Bildwirkung v. 108 mm umgerechnet aufs Kleinbild)
Michael Simoner
Heuschrecke im Gras
Flip? Beim Fotografieren spielen Grashüpfer oft Versteckerl hinter einem Grashalm. (1/250 Sek., f8, ISO 200, 40 mm Makro, 1-Zoll-Sensor)
Michael Simoner
Babyheuschrecke auf einem Blatt
Eine jugendliche Heuschreckennymphe im Grünen. (1/500 Sek., f8, ISO 1800, 105 mm Makro Vollformat)
Michael Simoner
Brauner Grashüpfer auf einer lila Blüte
Dieser braune Heuschreck beehrte erst vor wenigen Tagen unser Blumenfenster in Wien. (1/320 Sek., f8, ISO 2200, 60 mm Makro Vollformat)
Michael Simoner
Grashüpfer mit langen Fühlern
Fühler wie ein Lasso, eindeutig eine Langfühlerschrecke. Es könnte sich um eine Eichenschrecke handeln. (1/60 Sek., f4, ISO 200, 40 mm Makro, APS-C)
Michael Simoner
Grashüpfer im Gras
Aug in Facettenaug mit einer Heuschrecke im Jugendstadium. (1/400 Sek., f5, ISO 100, 105 mm Makro, APS-C)
Michael Simoner