Eine Blauracke auf einer Ansitzwarte
Eine Blauracke auf einer aufgestellten Ansitzwarte. Ich weiß, die Bildqualität ist unterirdisch, aber in diesem Fall zählt der dokumentarische Wert. (Belichtungszeit 1/200 Sek., Blende f 5.6, Lichtempfindlichkeit ISO 80, Brennweite 500 mm, Crop)
Michael Simoner

Es gibt seltene Münzen (meist Fehlprägungen), seltene Schwammerln (wenn man nicht weiß, wo sie wachsen) und seltene Überraschungen (freundliche Kellner in Wiener Kaffeehäusern). Aber noch viel seltener ist die Blauracke. Noch nie gesehen? Kein Wunder. In weiten Teilen Mitteleuropas gelten die prächtigen Zugvögel als ausgestorben. In Österreich gibt es derzeit 17 adulte Exemplare. Siebzehn! Alle in der Südoststeiermark.

Wir waren vor wenigen Tagen in der Region, wo der Verein "Lebende Erde im Vulkanland" (LEiV) seit zwanzig Jahren alles daran setzt, den Fortbestand zu sichern und dafür eigentlich das Große Goldene Ehrenzeichen am Bande verdient. Der Verein, in der Gegend nur Blaurackenverein genannt, baut unter anderem große Nistkästen für die Höhlenbrüter, stellt lange Stangen als Ansitzwarten ins Gelände und erstellt gemeinsam mit Bauern gestaffelte Mähtermine für Wiesen und Feldränder, damit sich genügend Insekten entwickeln können – denn sie sind essenziell als Nahrung für die Blauracken und auch andere Vögel wie den Neuntöter oder das regional gefährdete Schwarzkehlchen.

Mehrere Etappen nach Südafrika

Blauracken (Coracias garrulus) sind ungefähr so groß wie Eichelhäher und verwandt mit den auch nicht gerade weit verbreiteten Bienenfressern. Ihr blau-türkises Gefieder mit dem hellen kastanienbraunen Rücken erinnert an exotische Vögel Afrikas. Und dort sind sie im Winter auch zu Hause. Ihr Zug nach Südafrika dauert mehrere Monate, sie legen dabei immer wieder Pausen ein, unter anderem am Tschadsee.

Im steirischen Vulkanland ruht heuer die ganze Hoffnung auf nur zwei Brutpaaren, sieben Küken dürften geschlüpft sein. Es gab auch schon Jahre ohne Nachwuchs. Das größte Problem ist, dass die heimischen Blauracken keine genetische Auffrischung mehr erhalten, wie schon unsere STANDARD-Wissenschaftsredaktion berichtete. Die nächste größere Kolonie brütet mehr als 300 Kilometer entfernt in Ungarn – bisher zu weit für einen selbständigen Austausch. Wenn sich in den kommenden Jahren keine Blauracken aus Ungarn in die Steiermark verirren, schaut es traurig aus.

Nur aus der Entfernung beobachten

Aber noch sind sie da, wie uns Bernard Wieser, Geschäftsführer und Chefranger des Blaurackenvereins, auf einer Tour gezeigt hat. Um die sensiblen Rackenvögel nicht zu stören, müssen Birdwatcher eine Feldstecherentfernung einhalten. Ich hatte ein 500-Millimeter-Teleobjektiv dabei, aber das war zu wenig. Das einzig brauchbare Foto ist zusätzlich stark beschnitten und nachbearbeitet. Die Qualität ist grauenhaft, aber hey, das ist einer der seltensten Vögel Österreichs! (Michael Simoner, 2.8.2023)