Frau fotografiert mit ihrem Handy einen See
Die beste Kamera ist jene, die man dabei hat. Und das ist in den meisten Fällen das Smartphone.
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Handykameras sind in den vergangenen Jahren immer besser geworden und ermöglichen es auch Laien, mit wenig Aufwand passable Fotos zu schießen. Gleichzeitig schrumpft der Gesamtmarkt für Digitalkameras in Deutschland zwar, die Nachfrage nach hochwertigen Kameras und Wechselobjektiven steigt aber. Für wen ergibt es also Sinn, ein weiteres Gerät im Urlaub mitzuschleppen? Und wer sollte lieber einfach mit dem Smartphone fotografieren?

Ja

Warum sinnlos großes Gepäck mitschleppen?

Es wäre vermessen zu sagen, dass die Kameras moderner Smartphones – selbst Apples iPhones oder Samsungs Highend-Geräte – mit einer Spiegelreflexkamera mithalten können. Auch gute spiegellose und Bridgekameras weisen die kleine Optik unserer modernen Begleiter in die Schranken. Mit gängigen Kompaktkameras können unsere Handys aber dank Softwaremagie schon sehr gut mithalten.

Die Krux an der Sache ist: Wirklich gute Kameras sind klobig und verlangen Einarbeitung, um ihr Potenzial auch voll auszunutzen. In den allermeisten Fällen – oder wenn man nicht gerade vorhat, die Urlaubsschnappschüsse in Plakatgröße zu drucken – ist man mit dem Smartphone daher bestens bedient. Selbst günstigere Mittelklassehandys haben heutzutage ordentliche Kamerasysteme an Bord.

Dementsprechend kann man sich den mitunter teuren Platz im Gepäck ebenso sparen wie die Mühe, Kamera, Objektive und sonstiges Equipment überallhin zu schleppen, um es ja im richtigen Moment parat zu haben. Die beste Kamera ist im Zweifel bekanntlich die, die man dabei hat. Und da bleibt das Handy in der Hosen-, Jacken- oder Handtasche eben unschlagbar. (Georg Pichler, 5.8.2023)

Nein

Es geht nicht nur um schöne Fotos.

Laut einer Bitkom-Studie von 2022 sehen sich rund 44 Prozent der Smartphonenutzer ihre mit dem Handy geschossenen Fotos gar nicht an. Die anderen betrachten die Bilder auf dem Gerät oder sharen sie kleinformatig auf Instagram. Für solche Zwecke ist das mobile Allzweckkastl ausreichend.

Die Ernüchterung tritt aber ein, wenn die Bilder nach dem Urlaub auf dem PC oder Fernseher der Verwandtschaft gezeigt werden: Dann zeigen sich Unschärfen und ungewollte Effekte an Stellen, wo diese nicht sein sollten – gerade die vielgelobte KI neigt hier teils zu unguten Überkorrekturen, die man bei einer klassischen Kamera nicht findet.

Doch es geht ohnehin um mehr als um schöne Fotos: Fotografie ist für viele Menschen ein Hobby, geradezu ein Lebensgefühl. Und wer sich darauf einlässt, der sieht die Auseinandersetzung mit Specs und Einstellungen nicht als Belastung, sondern als Bereicherung. So wie ein Maler, der selbst zum Pinsel greift, obwohl er sich auch ein Bild im Möbelhaus kaufen könnte. Dafür ist man auch bereit, im Urlaub schweres Equipment mitzuschleppen und sich den Unmut der Mitreisenden zuzuziehen, wenn man durch zeitaufwendiges Experimentieren wieder einmal für längere Wartezeiten sorgt. (Stefan Mey, 5.8.2023)