Ältere Frau führt Unterarmstützt, auch Plank genannt, auf einer Sportmatte aus.
Bei isometrischen Kraftübungen werden die Muskeln durch Eigengewicht und ohne Bewegung gestärkt – das ist für Trainingseinsteiger durchaus eine Herausforderung.
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Eine Manschette um den Oberarm drückt ihn langsam immer enger zusammen. Ist genug Druck aufgebaut, nimmt dieser wieder ab, und ein kleines Kästchen beginnt zu piepsen. Zeigt das Blutdruckgerät dann einen Wert über 140 zu 90 mmHg an, leidet man an Bluthochdruck. In Österreich ist jede vierte Person davon betroffen. Und da sprechen wir bei weitem nicht nur von der älteren Generation. Auch immer mehr Kinder und Jugendliche bekommen Hypertonie, wie die Med-Uni Wien in einer Aussendung im vergangenen Jahr mitgeteilt hat. Vor allem Burschen in der Pubertät seien betroffen. Als Gründe dafür werden neben Adipositas und Bewegungsmangel auch chronisch-psychische Belastungen genannt.

Dauerhaft erhöhter Blutdruck ist dabei für viele gesundheitliche Probleme verantwortlich. Die daraus resultierenden Gefäßschäden können zu Durchblutungsstörungen, Schlaganfall oder Herzinfarkt führen, aber auch Nierenversagen kann damit zusammenhängen. Erhöhten Blutdruck spürt man aber erst, wenn es zu spät ist, darum wird der Blutdruck auch bei fast jeder ärztlichen Untersuchung kontrolliert. Ist er zu hoch, kann man ihn so rechtzeitig wieder zu senken. Das richtige Sportprogramm und Medikamente sind dabei die wichtigsten Helfer. Irene Lang, Oberärztin für Innere Medizin und Kardiologie am AKH in Wien, sagt: "Bewegung ist neben Medikamenten ein Stützpfeiler für alle Herz-Kreislauf-Erkrankungen."

Krafttraining ohne Bewegung überzeugt

Fachleute sind sich schon lange einig, dass Sport absolut wichtig ist, um das Herzkreislaufsystem fit zu halten. Doch welche Sportart die beste ist? Ausdauersportarten wie Radfahren, Schwimmen oder Laufen galten lange Zeit als das Workout der Wahl bei Hypertonie. Nun könnte eine neue Studie aus Großbritannien diese Empfehlung auf den Kopf stellen. In der im "British Journal of Sports Medicine" erschienenen Arbeit wurden 270 Studien miteinander verglichen. Alle befassten sich mit dem Einfluss verschiedener Trainingsformen auf Bluthochdruck. Das Ergebnis: Alle Trainingsformen wie Ausdauer-, Kraft- oder auch Intervalltraining hatten einen positiven Effekt auf den Blutdruck.

Doch vor allem das sogenannte isometrische Krafttraining hat die Fachleute überrascht. Dieses Training konnte die Hypertonie am meisten beeinflussen. Beim isometrischen Krafttraining werden die Muskeln mithilfe des eigenen Körpergewichts längere Zeit beansprucht, ohne jedoch eine Bewegung dabei auszuführen. Typische Beispiele dafür sind der Unterarmstütz, auch Plank genannt, oder der Wandsitz, bei dem der Rücken an die Wand gedrückt wird, während man die Beine so weit beugt, als würde man auf einem Sessel sitzen.

Die ersten Maßnahmen bei der Diagnose Hypertonie sind das richtige Training, eine Ernährungsumstellung und Gewichtsabnahme. Karl Meyer, Sportmediziner und Leiter von Cardiomed in Wien und Linz, erklärt: "Konsequent durchgeführtes Training senkt den Blutdruck in ähnlichem Ausmaß wie ein klassisches Blutdruckmedikament. Deshalb sollte man die Behandlung immer mit einer Kombination dieser Lebensstilfaktoren beginnen, und zwar für einen Zeitraum von mehreren Monaten. Erst wenn dadurch der Blutdruckmittelwert nicht unter 140 zu 90 mmHg gesenkt werden kann, muss zusätzlich ein Medikament gegeben werden."

Bewegung ist ein Muss

Wie das richtige Training dann aussieht, kann man nicht pauschal sagen. Je nach Grundkondition, Alter und auch Gewicht erstellt man einen individuellen Plan. Während die klassischen Ausdauersportarten wie Schwimmen, Radfahren oder auch Nordic Walking für die meisten Menschen ausführbar sind – auch für jene, die lange Zeit keinen Sport gemacht haben –, braucht man für isometrisches Krafttraining eine gewisse Grundkondition und gesunde Gelenke. Es ist also für Sportneulinge deutlich schwieriger umzusetzen.

Sportmediziner Meyer erklärt: "Bei der medizinischen Trainingstherapie, die zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt wird, muss man sich an den sogenannten trainierbaren motorischen Grundleistungsfähigkeiten orientieren. Das sind Kraft, Ausdauer, Koordination und Flexibilität." Darum setzt er meist auf eine Kombination verschiedener Trainingsformen. Vor allem Kraft- und Ausdauertraining sollte man abwechselnd praktizieren, rät er. Und ergänzt: "Auch Yogaübungen oder Pilates können geeignete Trainingsformen sein." Wichtig dabei sei, "dass vor allem zu Beginn eines medizinischen Trainings immer eine eingehende Untersuchung steht".

Und auch ein medizinisches Umdenken ist nötig. Die Autorinnen und Autoren der Metaanalyse plädieren dafür, die Hypertonie-Empfehlungen zu aktualisieren. Erst kürzlich hat die Europäische Hochdruckgesellschaft neue Leitlinien publiziert. Dort werden die Vorteile isometrischer Übungen bereits erwähnt, trotzdem steht Ausdauertraining noch immer im Vordergrund.

Grundsätzlich gilt aber, dass jede Form des Trainings einen positiven Effekt auf das Herz-Kreislauf-System hat, das unterstreichen die Autorinnen und Autoren der Studie. Und auch für Oberärztin Irene Lang ist jegliche Form der Bewegung bei erhöhtem Blutdruck wichtig: "Die Auskleidung unserer Blutgefäße braucht eine gewisse Streicheleinheit. Und die erzeugt man, wenn man sich regelmäßig bewegt. Dadurch entsteht im Herz mit der Zeit ein höheres Volumen, das Blut fließt schneller. Man kann sich das wie einen Motor vorstellen. Wenn man diesen nie anwirft, wird er irgendwann gar nicht mehr anspringen." (Jasmin Altrock, 7.8.2023)