Sony Alpha 6700
Die Sony Alpha 6700 passt in jeden Rucksack.
Der Standard/Stefan Mey

Sony hat Mitte Juli seine neue APS-C-Kamera Alpha 6700 vorgestellt, die ersten Eindrücke vermittelten wir noch am gleichen Tag mit einem ausführlichen Hands-on. Im Forum machte sich jedoch Kritik bereit, dass in den ersten Eindrücken nur wenige Beispielfotos vorhanden waren und diverse Details nicht angeführt wurden. Nach einem ausführlicheren Test können diese nun nachgereicht werden. Zielgruppe der Sony Alpha 6700 sind Hobbyisten, und so viel sei an diesem Punkt schon verraten: Für diese Menschen schien sich die Kamera auch im mehrwöchigen Test bestens zu eignen, schafft sie doch den schwierigen Spagat aus kompakter Größte und vielseitigen Funktionen. Ein paar Abstriche muss man dennoch machen.

Fast alle Anschlüsse, die man sich wünschen kann

Punkten tut die Alpha 6700 unter anderem durch die zahlreichen Anschlüsse. So finden sich unter seitlichen Abdeckungen ein Slot für eine SD-Karte, ein 3,5-mm-Klinke-Ausgang für Kopfhörer, ein HDMI-Ausgang, ein 3,5-mm-Klinke-Eingang für ein externes Mikrofon und ein USB-C-Port. Über Letzteren kann die Kamera mit einem handelsüblichen Handyladekabel geladen werden. Ein Ladekabel liegt der Kamera nicht bei. Der Akku ist herausnehmbar.

Auch wenn das schon ein recht breit gefächertes Angebot ist, kam im längeren Test der Wunsch nach einem zweiten SD-Karten-Slot auf. Denn für hochauflösende Videos in Zeitlupe und Zeitraffer verlangt die Kamera nach einer entsprechend schnellen SD-Karte, bei denen der Anschaffungspreis pro Gigabyte jedoch noch immer recht hoch ist. Hier wäre es fein, eine SD-Karte für die Videos und eine für Fotos verwenden zu können. Immerhin belegen hochauflösende Bilder im Raw-Format entsprechend viel Speicher. Was ebenfalls fehlt, für Hobbyisten aber eventuell nützlich ist: ein integrierter GPS-Sensor, um die eigenen Fotos mit Geotags zu versehen – gerade auf Reisen wäre das ein nützliches Feature.

Kompakt und mit schwenkbarem Display

Die Kamera wiegt 493 Gramm und kommt auf Abmaße von ca. 12 × 7 × 8 Zentimeter. In der Praxis bedeutet das, dass die Alpha 6700 in jeden Tagesausflugsrucksack passt und dort auch nicht groß ins Gewicht fällt. Das von Handyfoto-Verteidigern geführte Argument, dass Kameras auf Reisen unnötigen Ballast verursachen, kann somit unter den Tisch gekehrt werden.

Der Sucher hat laut Sony eine 1,07-fache Vergrößerung, eine Auflösung von 2,36 Millionen Pixeln und lässt sich wahlweise auf 60 oder 120 Frames pro Sekunde umstellen. Das LCD-Display kommt auf 1,03 Millionen Bildpunkte bei einem Aspect Ratio von 3:2. Es ermöglicht eine Bedienung per Touchscreen, was jedoch in der Praxis eine gewisse Zielgenauigkeit erfordert: Nicht selten ertappte ich mich im Test dabei, Einstellungen schließlich doch über die Hardware-Tasten und -Räder vorzunehmen.

Sony Alpha 6700
Das schwenkbare Display der Sony Alpha 6700 ist in diversen Situationen praktisch.
Der Standard/Stefan Mey

Praktisch ist auch, dass sich das Display in diverse Richtungen schwenken lässt. Im Hands-on hatten wir diese Funktion noch verkürzt mit der Phrase "Stichwort: Selfie" abgetan, doch freilich gibt es viel mehr Anwendungsszenarien. Allein schon, wenn man aus Platzgründen lediglich ein Tisch- oder Reisestativ im Gepäck hat, freuen sich die eigenen Bandscheiben über die durch das schwenkbare Display gebotene Flexibilität der Kamera.

Verstärkt hat sich hingegen die bereits im Hands-on gemachte schlechte Erfahrung mit der mitgelieferten App, die das Steuern der Kamera aus der Ferne und ein drahtloses Überspielen auf das Smartphone ermöglicht. Diese stürzte während des Testzeitraums mehrmals ab und sorgte entsprechend für Frust. Wenig verwunderlich also, dass die App in Googles Play Store mit nur 2,3 von fünf möglichen Sternen bewertet wird.

Beispielfotos der Sony Alpha 6700

Besonders stolz ist Sony bei der Alpha 6700 darauf, dass die Kamera Objekte per KI erkennt und der Autofokus auf diese scharfstellt. Diese Funktion wurde bereits im Hands-on anhand eines hyperaktiven Katers erfolgreich getestet, nun soll die Bildqualität generell getestet werden. Einem vielfach geäußerten Wunsch im Forum wird dabei nachgekommen: Die Fotos sind in voller Qualität unter diesem Link abrufbar.

Laut Sony verfügt die Alpha 6700 über einen rückwärtig belichteten Exmor R CMOS APS-C-Bildsensor mit 26,0 effektiven Megapixeln sowie den BIONZ-XR-Bildprozessor von Sony. Damit sind 4K-Videos mit bis zu 120 Frames pro Sekunde beziehungsweise Videos in Full-HD mit bis zu 240 Frames pro Sekunde möglich. Der Belichtungsspielraum bietet über 14 Blendenstufen, unser Testobjektiv reicht von 1.4 bis 16. Der Standard-ISO-Bereich reicht bei Fotos ebenso wie bei Filmen von 100 bis 32.000. Damit sollen auch mit hohen ISO-Werten Fotos ohne Rauschen möglich sein. Ob das wohl gelingt?

Das folgende Beispielfoto habe ich weit nach Sonnenuntergang, um 22.29 Uhr, gemacht. Die Belichtungszeit lag bei 15 Sekunden, die Blende war auf 1.4 geöffnet. Der ISO-Wert liegt bei 800. Das Bild wirkt, als sei es bei helllichtem Tag gemacht worden, ein Rauschen ist kaum auszumachen.

Sony Alpha 6700 Testfoto 1
Der Standard/Stefan Mey

Anders jedoch, wenn der ISO-Wert noch deutlicher hochgeschraubt wird. Das nachfolgende Bild mit Blende 1.4 und einer Belichtungszeit von nur 0,8 Sekunden ist mit einem deutlich hochgeschraubten ISO-Wert von 2500 gemacht worden, und hier ist das Bildrauschen schon deutlich sichtbar.

Sony Alpha 6700 Testfoto 2
Der Standard/Stefan Mey

Generell ist die Performance der Alpha 6700 bei Nachtaufnahmen aber nicht zu verachten, was sich beim nachfolgenden Bild eines Zelts vor einem teilweise bewölkten Nachthimmel (Blende 1.4, zehn Sekunden Belichtung, ISO 100) ebenso zeigt ...

Sony Alpha 6700 Testfoto 3
Der Standard/Stefan Mey

... wie beim obligatorischen Lighttrail-Foto (F/11, 15 Sekunden Belichtung, ISO 100).

Sony Alpha 6700 Testfoto 4
Der Standard/Stefan Mey

Bei Tageslicht punktet die Kamera durch satte, aber realistische Farben, demonstriert an der nachfolgenden Nahaufnahme, bei der auf das Moos fokussiert wurde.

Sony Alpha 6700 Testfoto 5
Der Standard/Stefan Mey

Zudem verfügt die an semiprofessionelle Fotografen gerichtete Kamera neben der allgemeinen intelligenten Automatik über diverse Automatik-Vorlagen für bestimmte Szenarien. Darunter etwa der "Sportmodus", bei dem die Belichtungszeit automatisch so stark reduziert wird, wie es zur jeweiligen Situation passt. Das folgende Bild wurde etwa mit 1/1000 Sekunde Belichtungszeit aufgenommen.

Sony Alpha 6700 Testfoto 6
Der Standard/Stefan Mey

Und dann gibt es noch andere "KI-Funktionen" – konkret die Option, bei Porträts die Haut glätten zu lassen, wie man es auch von Smartphones kennt. Im Test entspricht das Ergebnis den Erwartungen: Die Haut der fotografierten Person wirkt tatsächlich glatter, was aber freilich die Realität nicht angemessen widerspiegelt. Ob man das möchte, muss wohl letztlich jeder für sich entscheiden.

Sony Alpha 6700 Testfoto 7
Der Standard/Stefan Mey

Fazit: Eine Kamera, kein Smartphone

Die Sony Alpha 6700 ist eine gute Kamera, die in vielen Punkten den schwierigen Spagat zwischen kompakter Größe und vielen Funktionen beziehungsweise zufriedenstellender Bildqualität schafft. Kleine Wermutstropfen wie ein fehlendes GPS-Modul sind da eigentlich zu vernachlässigen. Schwächeln tut die Kamera hingegen dann, wenn sie versucht, ein Smartphone zu sein. Die Glatte-Haut-Option ist eine Funktion, die man sich ebenso hätte sparen können wie diverse integrierte Fotofilter, die im semiprofessionellen Bereich ohnehin nichts verloren haben. Dringend nachliefern muss Sony außerdem bei der App. Aber das dürfte dem Unternehmen angesichts des Kundenfeedbacks wohl auch bewusst sein. (Stefan Mey, 6.8.2023)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Alpha 6700 wurde dem STANDARD zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.