Privatstrand, Bootsanlegestelle, fast jedes Schlafzimmer mit eigenem Bad und jeder Raum mit Zugang zu Garten oder Terrasse: Das Luxuswohnprojekt "The Shore" im Kuchelauer Hafen in Wien-Döbling spielt alle Stückerln – für jene, die es sich leisten können. Es liegt direkt am Wasser, und zwar an einem Donaualtarm, was das Planschen hier besonders angenehm macht.

Projekt The Shore Kuchelauer Hafen Wien-Döbling
Die Bewohnerinnen von "The Shore" dürfen sich über einen privaten Strand und eine Bootsanlegestelle freuen.
Bernadette Redl

Bei einem Rundgang durch die Anlage an einem brütend heißen Tag im Juli stellt sich aber vor allem eine Frage: Wohnt hier überhaupt jemand? Das fixfertige Projekt wirkt wie ausgestorben. In manchen Gärten ist der Rasen 15 Zentimeter hoch, die Außenrollläden sind fast überall heruntergelassen. Nur hie und da steht ein Sonnenschirm auf einem Balkon oder eine Sitzgarnitur im Garten.

"The Shore" steht auf dem früheren Parkplatz der Marinekaserne Tegetthoff, die sich auf dem benachbarten Grundstück befand und schon vor einigen Jahren zu Luxuswohnungen umgebaut wurde. Das nun fertiggestellte Projekt besteht aus insgesamt zehn Gebäuden. In jedem davon gibt es 14 Eigentumswohnungen. Seit 2021 werden diese verkauft, seit April dieses Jahres ist das Projekt nun bezugsbereit.

Projekt The Shore Kuchelauer Hafen Wien-Döbling
Blick aufs Wasser haben auch die meisten Wohnungen in der zweiten Reihe des Projekts.
Bernadette Redl

Doch bislang haben sich nur für 60 Prozent der Wohnungen Käuferinnen gefunden. Und von denen sind bisher nur wenige eingezogen, manche hätten das auch gar nicht vor, weiß man bei der Entwicklungsgesellschaft WK Development. Manche Familien, erzählt CEO Maxim Zhiganov, kenne er persönlich. Sie hätten teilweise gar keinen Bedarf für eine neue Wohnung, aber weil sie es sich leisten können, hätten sie hier eine für Anlagezwecke gekauft. "Sie kommen dann vielleicht im Sommer manchmal zum Schwimmen her." Die seit dem Vorjahr verschärften Bedingungen für Immobilienkredite seien laut Zhiganov nur leicht spürbar, die Vergabe laufe dadurch etwas langsamer, aber: "Die meisten unserer Käufer müssen keinen Kredit aufnehmen."

40 bis 350 Quadratmeter sind die Wohnungen groß. Die günstigste, die es derzeit noch gibt, kostet 650.000 Euro. Für die meisten Apartments werden aber über eine beziehungsweise über zwei Millionen Euro fällig, zwei Penthouses gibt es noch – um 4,7 bzw. 5,5 Millionen Euro. Zusätzlich verfügt die Anlage über Gemeinschaftsräume für Yoga, Fitness und sogar ein Spa. Dieses habe noch geschlossen, weil bisher zu wenige Menschen hier wohnen, erklärt der Concierge.

Projekt The Shore Kuchelauer Hafen Wien-Döbling
Der Privatstrand besteht aus viel Beton, einem kleinen Streifen Wiese, Holzstufen sowie einer vorgelagerten Plattform im Wasser.
Bernadette Redl

Er und seine Kollegen sitzen hinter einem Pult in Haus zehn, täglich von acht bis 19 Uhr. Sie arbeiten für eine externe Firma, die gegen Bezahlung auch Partys und Personal Trainer organisiert, sich um den Garten kümmert, im Urlaub den Postkasten leert oder die Wäsche reinigt.

Apropos: Überall dort, wo noch niemand eingezogen ist, kümmert sich jetzt noch die Hausverwaltung um regelmäßiges Lüften und Rasenmähen. Etwa im Haus mit der Nummer neun, das an der Straße und nicht direkt am Wasser steht. "Hier ist bis jetzt noch niemand eingezogen", erzählt der Concierge. Beim Rundgang durch die Anlage fallen Schilder an zwei Wohnungen auf, auf denen "zu vermieten" steht.

Projekt The Shore Kuchelauer Hafen Wien-Döbling
Zu Vermarktungszwecken wurde eine Wohnung komplett eingerichtet.
Bernadette Redl

Auf dem Weg nach oben: Der Lift ist innen noch mit Pressholzplatten verkleidet, um die schon polierten Aufzugwände nicht mit Möbeln zu zerkratzen, erklärt Zhiganov und gibt einen Rundgang durch eine hochwertig eingerichtete Wohnung. So könnten sich die Interessenten vorstellen, was sie erwartet.

Um das Wohnen hier noch schmackhafter zu machen, wünscht Zhiganov sich auf einem leeren Grundstück auf der anderen Straßenseite ein kleines Café oder einen Supermarkt. Die Stadt, der das Grundstück gehört, lasse so etwas bislang allerdings nicht zu, sagt er.

Projekt The Shore Kuchelauer Hafen Wien-Döbling
Die meisten, die hier einmal wohnen werden, dürften ihre täglichen Wege mit dem Auto zurücklegen. Noch parken ihre Autos woanders.
Bernadette Redl

Bisher müssen die Bewohner von "The Shore" 15 Minuten zu Fuß zum nächsten Supermarkt gehen. Der Regionalbus 400 hält ebenfalls vor der Tür und braucht rund 20 Minuten zum Bahnhof Heiligenstadt. Obwohl die meisten, die hier wohnen, ohnehin mit dem Auto unterwegs sind – dafür gibt es eine riesige, jetzt noch fast ganz leere Tiefgarage. Und daneben Kellerabteile, die so groß sind wie anderer Leute Wohnungen. Theoretisch, scherzt Zhiganov beim Rundgang, könnte man hier ein Boot einstellen. (Bernadette Redl, 12.8.2023)