Frau fotografiert mit DSLR Kamera
Wer Blende und Belichtungsdauer beherrscht, macht auch im Urlaub deutlich bessere Fotos.
Getty Images

Wer verreist, der fotografiert auch und möchte die Ergebnisse anschließend freilich im Freundeskreis und in sozialen Netzwerken präsentieren. Um aus der Masse an Fotos des Typs "Meine Kinder am Strand" oder "Mein Essen im All-inclusive-Klub" herauszustechen, ist jedoch ein wenig Experimentierfreude gefragt. Daher hat DER STANDARD für den Sommerurlaub 2023 ein paar Tipps zusammengestellt, mit denen auch Laien Fotos schießen können, die aus der Masse herausstechen. Bedingung dafür ist, dass an der Kamera Einstellungen an Blende, Verschlusszeit und ISO-Werten vorgenommen werden können. Dies wird mittlerweile nicht nur bei teuren, sondern auch bei günstigen Kameras und auch bei manchen Smartphones – wie etwa dem Sony Xperia 1V – von Haus aus ermöglicht.

Einleitung: "A" steht nicht für "Automatik"

Notabene: Dieser Artikel richtet sich explizit an Laien. Wer also bereits über Erfahrung in der digitalen Fotografie verfügt, der wird hier wenig Neues lernen und kann diesen Artikel getrost überspringen – oder aber direkt in den Kommentaren selbst nützliche Tipps hinterlassen. Denn immerhin kratzen wir in diesem Beitrag nur an der Spitze des Eisbergs.

PASM-Rad
Mit den PASM-Modi lassen sich diverse Einstellungen vornehmen. Und ja: Dem Autor ist bewusst, dass er seine Kamera wiedereinmal reinigen sollte ...
Der Standard / Stefan Mey

Den Laien wiederum seien an dieser Stelle einleitend die wichtigsten Einstellungen erklärt, die für die nachfolgenden Ideen beachtet werden müssen. So ist auf Reisen immer wieder zu beobachten, dass Newcomer ihr Rad mit den Beschriftungen "P", "A", "S" und "M" auf "A" stellen, weil sie dies für die "Automatik"-Einstellung halten. Weit gefehlt, denn "A" steht in diesem Fall für "Aperture", also die Blende: Ist diese Einstellung gewählt, so wird die Priorität der Einstellungen auf die Blende gelegt, die anderen Einstellungen richten sich danach. die Blendeneinstellung legt fest, wie weit diese geöffnet ist und wie viel Licht dementsprechend in die Kamera gelassen wird. Dabei drückt die Blendenzahl das Verhältnis zwischen Öffnung der Blende und Länge des Objektivs aus. In diesem Kontext für Anfänger ebenfalls oft verwirrend: Je kleiner die Blendenzahl, desto größer ist die Blende und desto mehr Licht lässt sie hinein.

Einfacher wird es hier schon mit dem "S", denn das steht für "Shutter Speed", also die Dauer der Belichtung: Je größer die Zahl, desto länger wird das Bild belichtet. Zu beachten ist dabei, dass bei langer Belichtungszeit meist ein Stativ benötigt wird oder die Kamera zumindest stabil stehen sollte, sonst ist das Bild verwackelt. Im "S"-Modus liegt der Fokus auf der Belichtungsdauer, im "M"-Modus können alle Werte nach Belieben eingestellt werden. Und schließlich ist noch die ISO-Zahl relevant, welche die Lichtempfindlichkeit des Sensors bestimmt: Je höher die Zahl, desto heller, aber auch umso potenziell körniger wird das Bild.

Kurze Belichtung: Die eingefrorene Welle

Hat man diese Grundkenntnisse einmal erfasst, macht das Experimentieren mit der Kamera entsprechend mehr Freude und lädt zu kreativen Experimenten ein. Eines davon ist etwa, bei ausreichend hellem Licht die Belichtungsdauer möglichst kurz – also wenige Millisekunden – einzustellen, um Bewegungen "einzufrieren" und eine entsprechende Dramatik zu vermitteln. Das kann bei Tierfotos oder auch bei wild herumturnenden Kindern gut rüberkommen oder auch bei diversen Naturaufnahmen, allen voran Wellen und Wasserfälle.

Lange Belichtung: Der Wasserfall hat einen Bart

In genau die andere Richtung geht der Ansatz, die Belichtungsdauer möglichst lange einzustellen. Das ist zum Beispiel beliebt beim Fotografieren von Wasserfällen, da die Wasserströme so dynamischer wirken. Um hier die richtige Belichtung zu erreichen, müssen Blende und ISO-Werte entsprechend an die gewünschte Belichtungszeit – oft ein paar Sekunden – angepasst werden. Wird das Foto am helllichten Tag geschossen, wird logischerweise eine kleine Blende (hohe Blendenzahl) benötigt. Auch ist wie eingangs erwähnt wichtig, dass die Kamera stabil steht, im besten Fall auf einem Stativ.

Lange Belichtung: Lighttrails

Wer hingegen einen Stadt- statt einen Natururlaub macht, der will nachts eventuell die Dynamik einer Metropole einfangen. Auch hier bietet sich wieder an, ein paar Sekunden Belichtungszeit einzustellen und die Kamera auf den Straßenverkehr zu richten, denn dann produzieren die Scheinwerfer vorbeifahrender Autos sogenannte Lighttrails, die entsprechend beeindruckend wirken. Auch in diesem Beispiel sollte die Kamera stabil stehen. Die Blende sollte logischerweise größer eingestellt werden als tagsüber. Gute Lichtbedingungen findet man während der sogenannten Blauen Stunde, also der Stunde nach Sonnenuntergang.

Große Blende: Der Nachthimmel

Zurück zur Natur: Wer seine Nächte in selbiger anstatt in einer grell leuchtenden Metropole verbringt, der möchte die geringe Lichtverschmutzung eventuell nutzen, um beeindruckende Fotos des Nachthimmels zu schießen. Hier gilt es, die Blende so weit wie möglich zu öffnen und eine längere Belichtungszeit zu wählen. Der ISO-Wert kann ebenfalls so weit erhöht werden, dass das Bild heller ist, aber kein Bildrauschen auftritt. Ein Stativ ist hier wegen der Belichtungszeit unverzichtbar – und auch um die Kamera gezielt auf den gewünschten Teil des Nachthimmels auszurichten.

Große Blende: Das Porträt

Und schließlich noch ein Tipp für das wohl meistgenutzte Fotomotiv auf Reisen neben Landschaften und Mahlzeiten: Porträts der Mitreisenden. Freilich ist es hier auf Smartphones möglich, durch Auswahl des entsprechenden Modus in der Kamera-App einen verschwommenen Hintergrund zu simulieren – gerade beim späteren Betrachten auf größeren Bildschirmen werden die Grenzen dieser Technologie aber klar sichtbar. Auf der sicheren Seite ist hingegen, wer den gewünschten Effekt bewusst mit den Hardwareeinstellungen der Kamera herbeiführt: Ist die Blende groß – die Blendenzahl also klein – und wird das Motiv fokussiert, so wird der Hintergrund automatisch unscharf. (Stefan Mey, 13.8.2023)