Die Szenen erinnern an beliebte Urlauberstrände auf Mallorca oder in Jesolo: Entspannt wird auch in diesem Sommer auf der russisch besetzten Halbinsel Krim an den Gestaden des Schwarzen Meeres in der Sonne gebraten und im Wasser geplanscht. Bloß die eine oder andere Rauchsäule, gelegentlicher Lärm der Luftabwehr oder zäher Stau bei der Heimreise erinnern die noch immer zahlreich anreisenden russischen Badegäste zur Hochsaison an den Angriffskrieg, den ihr Land wortwörtlich nebenan führt.

Im Krieg, den sie selbst entfacht haben, sind Russinnen und Russen auch zu Hause nicht sicher, so die Botschaft.
IMAGO/Alyona Popova

Die jüngsten ukrainischen Drohnen- und Raketenangriffe auf russische Armeestützpunkte sowie auf die für den Urlauberverkehr wichtige Krim-Brücke von Kertsch zielen vor allem auf die bisher so entspannten Gemüter der Urlauberinnen und Urlauber ab. Im Krieg, den sie selbst entfacht haben, sind Russinnen und Russen auch zu Hause nicht sicher, so die Botschaft. Schon gar nicht auf der seit 2014 brutal besetzten Krim, dem erklärten Endziel von Kiews Gegenoffensive.

Ob diese Taktik aufgeht, bleibt aber abzuwarten. Auch wenn viele Russinnen und Russen wohl ohnehin weniger aus nationalem Eifer auf der Krim Urlaub machen, sondern weil es wegen der Subventionen wohlfeil ist, gibt es bisher so gut wie keine Anzeichen dafür, dass sie sich wegen der ukrainischen Gegenschläge von Wladimir Putin abwenden. Weil die Ukraine zudem zivile Opfer vermeiden will, muss sie sich auf Nadelstiche beschränken. Bisher mit geringer Wirkung. (Florian Niederndorfer, 13.8.2023)