Eineinhalb Jahre nach Kriegsbeginn scheint man sich in den westlichen Staatskanzleien noch immer nicht so recht darüber im Klaren zu sein, wie weit man tatsächlich zu gehen bereit ist für einen Sieg der Ukraine über die russischen Invasoren.

Ukraine
Das westliche Zaudern und Zögern bei Waffenlieferungen bringt die Ukraine in eine unmögliche Situation.
IMAGO/UKRAINIAN PRESIDENTIAL PRE

Wie tödlich die westliche Ambivalenz beim Thema Waffenlieferungen für die Ukrainerinnen und Ukrainer ist, zeigt sich bei der bisher schleppend verlaufenden Gegenoffensive. Monatelanges Zaudern und Zögern – erst beim Thema Kampfpanzer, dann rund um die F-16-Jets, aktuell bei Taurus-Marschflugkörpern – hat die Ukraine in eine unmögliche Situation gebracht. Um ihren Unterstützern zu beweisen, dass sich die teure Waffenhilfe auszahlt, braucht sie messbare Erfolge. Die wurden bis jetzt aber im Keim erstickt, weil Russland seine Minenfelder auf geraubtem Gebiet in Ruhe ausbauen konnte, während der Westen viel zu lange Befindlichkeiten abgewogen hat – und viele der versprochenen Waffensysteme noch immer nicht an der Front angekommen sind.

Dass ausgerechnet jetzt über einen "Kompromiss" schwadroniert wird, der die Ukraine zwar in die Nato führen, weite Teile des Landes aber einem genozidalen Besatzungsregime ausliefern würde, ist schlicht zynisch. Der Westen muss sich jetzt endlich entscheiden. Noch ist Zeit, der Ukraine wie versprochen mit voller Kraft zu helfen – koste es, was es wolle. Salbungsvolle Sonntagsreden allein helfen nur Russland. (Florian Niederndorfer, 18.8.2023)