Die Corona-Pandemie hat viel Leid und Mühen über die Menschen gebracht. Aber den Büroangestellten der Welt ermöglichte sie mit dem Siegeszug des Homeoffice eine davor unabsehbare Verbesserung. Kein tägliches Hetzen mehr, um den Arbeitsplatz rechtzeitig zu erreichen. Kein Stundenabsitzen in unwirtlichen Büros, während das Hirn nach kreativitätssteigernder Durchlüftung lechzt. Dafür mehr Freiraum für private Verrichtungen. Wunderbar.

Moderne Arbeitsverhältnisse brauchen großzügigere Herangehensweisen.
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Diese Errungenschaft wird nun hörbar infrage gestellt. In den USA scheuchen Tech-Konzerne ihre Belegschaft unter Sanktionsdrohung tageweise in die Firma zurück. Auch in Europa senden Arbeitgeber vermehrt Signale aus, dass sie ihre Schäfchen gern öfter in Griffweite hätten. Droht die aus Infektionsangst gewährte Wahlfreiheit erneutem Zwangspräsentismus zu weichen?

Das wäre rückschrittlich und völlig unzeitgemäß, etwa aus Klimaschutzgründen. Homeoffice hilft CO2 sparen: weniger Wege, weniger Abgase. Auch technisch hat das Büromodell des 20. Jahrhunderts ausgedient: Moderne Kommunikationsmittel erleichtern dezentrales Arbeiten, zudem drängen hinter Zoom, Teams und Co bereits KIs wie ChatGPT in den Joballtag, die auch ohne das Wissen von Vorgesetzten hilfreich eingesetzt werden können. Das mag das Misstrauen schüren. Doch moderne Arbeitsverhältnisse brauchen großzügigere Herangehensweisen. (Irene Brickner, 3.9.2023)