Genieren Sie sich auch manchmal für Heißhungerattacken? Mein Laster ist Fruchtgummi (auch die veganen Bärlis). Ist ein Sackerl offen, gibt es kein Halten mehr, aber hinterher ein schlechtes Gewissen. Auch viele Tiere haben extreme Fressphasen. Raupen zum Beispiel hängen oft gut getarnt auf ihren Lieblingspflanzen und hauen rein, was geht, bis sie satt in ihrer Puppenstube verschwinden, die sie schließlich als Schmetterlinge wieder verlassen.
Es hat sich eingebürgert, nur bei Tag- und Nachtfaltern von Raupen zu sprechen, andere Insekten in diesem Entwicklungsstadium werden Larven genannt. Engerlinge wiederum sind die Larven bestimmter Käfer (unter anderem Maikäfer und Rosenkäfer), die manchmal jahrelang unter der Erde verweilen.
Schmetterlingsraupen entdecken wir fast immer zufällig im Garten. Nur Brennnesseln suchen wir gezielt nach Raupen der Tagpfauenaugen ab, heuer waren keine da. Aber im Lauf der Zeit sind uns doch zahlreiche andere Raupen untergekommen: große, kleine, bunte, einfärbige, pelzige, manche mit langen Härchen oder Stacheln, andere mit Quasteln. Raupen sind unglaublich vielfältig und oft sogar prächtiger als ihr anderes Ich als Nachtfalter.
Totenkopfschwärmer
Einen Raupenjackpot hatte unlängst meine Schwester im Garten: einen Totenkopfschwärmer (Acherontia atropos). Die grüne Raupe mit der markanten blauen V-Zeichnung auf dem Rücken ließ sich eine Erdäpfelstaude schmecken. Sie war bereits mehr als zehn Zentimeter lang, also bereit für die Verpuppung. Die letzte Beobachtung war, dass sich die Riesenraupe in würfeligen Häufchen entleerte, am Tag drauf war sie verschwunden. Gut möglich, dass sie sich zum Überwintern eingegraben hat. Hier ein Bericht unserer Wissenschaftsredaktion über das erstaunliche Orientierungsvermögen der Totenkopfschwärmer.
Manche Larven anderer Insekten sehen Schmetterlingsraupen recht ähnlich. Die Larven von Blattwespen zum Beispiel habe ich schon vergeblich in Schmetterlingsführern gesucht. Eine weiße Raupe mit schwarzen Punkten, die ich auf einer Königskerze entdeckt hatte, stellte sich als Larve einer Braunwurzelblattwespe (Tenthredo scrophulariae) heraus. Alleine wäre ich da nie draufgekommen. Da sind diverse Apps zur Artenbestimmung oder eine Anfrage beim Entomologie-Forum in der Tat sehr hilfreich.
Nicht berühren
So kuschelig manche Raupen auch aussehen, berühren sollte man sie nicht. Vor allem nicht die mit den langen Härchen. Die Brennhaare der Eichen-Prozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) können heftige allergische Reaktionen und sogar Asthma auslösen. Kommt es in Parks zu einem Massenauftreten, rückt die Feuerwehr zur Beseitigung aus. Auf Wanderschaft sind Prozessionsspinner leicht zu erkennen. Sie kriechen (gar nicht so langsam) im Gänsemarsch hintereinander her, bilden also eine Prozession, um ein längeres Tier zum imitieren. Das verwirrt Fressfeinde. Ziemlich schlau für Wesen, die angeblich nur ans Fressen denken. (Michael Simoner, 6.9.2023)