Dass in den heimischen Schulen Lehrkräfte fehlen, ist in den Medien seit Monaten häufig Thema. Offiziellen Zahlen zufolge werden in Österreich mehr als eine Million Schülerinnen und Schüler an 5.700 Schulen von über 120.000 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet. Bildungsminister Martin Polaschek zufolge sind es rund 1,5 Millionen Unterrichtsstunden, die im heurigen Schuljahr zu halten sind. Zugleich werden aber auch alarmierende Zustände publik gemacht. Vor dem Schulstart würde in einzelnen Schulen noch dringend Lehrpersonal gesucht. So gab etwa eine oberösterreichische Direktorin von vier Schulen an, in einer ihrer Mittelschulen fehlten zwölf Tage vor Schulbeginn noch drei Lehrpersonen, und in einer Volksschule in ihrer Obhut sei eine halbe Lehrverpflichtung offen. Lehrkräfte sind offenbar Mangelware, zudem fehlen in Volks- und Mittelschulen administrative Unterstützungskräfte, weshalb die diesbezügliche Workload umverteilt werden muss.

Unterrichtsszene: Eine Lehrerin steht vor einer Schulklasse mit Kindern
Gibt es genug Lehrpersonal an Ihrer Schule?
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Wie es zum Lehrkräftemangel kam und wie es weitergeht

Dass die aktuelle Situation überhaupt entstanden ist, sei laut dem Bildungsminister auf zwei Faktoren zurückzuführen: auf eine Pensionierungswelle während der Corona-Pandemie und auf den Wunsch der Lehrenden, vermehrt Teilzeit zu arbeiten. Polaschek gibt sich jedoch zuversichtlich, was die Entwicklung der aktuellen Lage betrifft: Trotz des akuten Lehrkräftemangels würden im neuen Schuljahr alle Schulstunden gehalten werden könnten, und in fünf Jahren werde der Bedarf an Lehrpersonal wieder sinken. Bis dahin setze man auf einen "Mix an Maßnahmen".

Die vordergründige Antwort auf den Lehrkräftemangel lautet vielfach: Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger. Personen mit "ähnlichen" akademischen Ausbildungen kommen zum Einsatz, um die Personalmisere zu beheben – und zwar seien rund zehn Prozent der Lehrenden an Schulen nunmehr Personen, die kein klassisches Lehramtsstudium abgeschlossen oder eine pädagogische Hochschule absolviert haben. Maßnahmen, die das überhaupt ermöglichten, werden teilweise als eine Art "Schnellsiedekurs" oder "pädagogische Nottaufe" kritisiert. Inwiefern die nun kurzerhand hinzugezogenen Personen die Qualifikation für den Lehrberuf tatsächlich aufweisen (können), wird in Zweifel gezogen. Umgekehrt könnte man es auch positiver bewerten – dass das Schulsystem durch externe Personen, die vielleicht andere Zugänge mitbringen, frischen Wind erhält. Dass diese neuen Lehrerinnen und Lehrer teils aus der Privatwirtschaft oder aus der Forschung kommen, kann aus diversen Gründen auch von Vorteil sein.

Wie es in dieser Sache tatsächlich weitergeht, wird die Zukunft weisen. Weniger optimistisch als Polaschek gibt sich indessen die Gewerkschaft, die für die kommenden Jahren weitere Ausfälle beim Lehrpersonal befürchtet – aufgrund des hohen Drucks im Job und der "überbordenden Bürokratie".

Lehrkräftemangel: Wie erleben Sie das?

Wie ist Lage an der Schule Ihres Kindes? Finden Sie die Maßnahme passend beziehungsweise ausreichend, durch Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger den Lehrpersonalmangel zu kompensieren? Wenn Sie an einer Schule arbeiten: Wie erleben Sie die Situation? Und an die Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger: Warum haben Sie sich fürs Unterrichten entschieden? Teilen Sie Ihre Erfahrungen im Forum! (Daniela Herger, 14.9.2023)