Immer wieder sieht man Kim Jong-un winkend in seinem Zug. Hier zum Beispiel bei der Abreise aus Pjöngjang vor einigen Jahren.
AP/Korean Central News Agency

Geht Kim Jong-un auf Auslandsreisen, ist das in der Regel eine Top-secret-Mission. Fix ist meist nur eines: Der nordkoreanische Diktator setzt als Transportmittel auf einen Zug. Als sich dieser am Montag in Richtung Russland bewegte, schien klar, dass das kolportierte Treffen von Kim und Wladimir Putin tatsächlich stattfinden wird.

Auch das Gefährt selbst ist ein Mysterium mit langer Geschichte. Schon Großvater Kim Il-sung und Vater Kim Jong-il absolvierten aus Sicherheitsgründen Auslandsreisen damit. Letzterer soll Flugangst gehabt und daher den Zug bevorzugt haben. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass er just darin 2011 an einem Herzinfarkt gestorben sein soll.

Die mehr oder weniger soliden Informationen über den Zug stammen aus Geheimdienstberichten, von seltenen russischen Mitfahrenden oder von den spärlichen Fotos der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA.

Demnach besitzt der dunkelgrüne Zug mit den gelben Streifen getönte Scheiben wie schon zu Zeiten Kim Jong-ils. Ob es dasselbe Gefährt ist, ist unklar. Wobei man eigentlich von Zügen reden muss, denn auf Reisen sind wohl drei von ihnen im Einsatz: ein erster, der die Strecke überprüft; ein zweiter mit Diktator Kim inklusive Schlafgemach, der 20 Minuten später folgt; und schließlich ein dritter Zug mit weiterem Sicherheitspersonal und Equipment.

Getönte Scheiben, kugelsichere Außenhülle

Insgesamt sollen es zwischen 20 und 45 Wagons mit einer Gesamtlänge von 250 Metern sein. Sie alle sind gepanzert und damit kugelsicher, was aber auch dazu führt, dass die Züge sehr schwer sind und daher nur eine Geschwindigkeit von geschätzt 40 bis 60 km/h erreichen.

Im Arbeitsbereich wird auf eine moderne Ausstattung mit Konferenzräumen und Büros gesetzt. Die Kommunikationstechnik soll auf dem neuesten Stand sein, sodass Kim den Zug auch als mobiles Büro verwenden kann. In anderen Wagons ist auf alten Fotos ein luxuriöses Interieur mit pinken Ledersesseln, Holzböden und Gardinen zu sehen. Die Bordküche spielt alle Stückeln, der Diktator soll vor allem mit Schweizer Käse, Cristal-Champagner und Hennessy-Cognac seine Gaumenfreude haben.

Vater Kim Jong-il soll zum Amüsement auf Reisen junge Frauen an Bord ­gehabt haben, die ihm koreanische und russische Lieder sangen. Dem Sohn sagen Boulevardmedien noch Expliziteres nach, von einer "Lustbrigade" ist gar die Rede. Doch auch das bleibt wohl ein ­Mysterium. (Kim Son Hoang, 12.9.2023)