Berlin – Mit zusätzlichen Milliardeninvestitionen und einem konkreten Zeitplan geht die Deutsche Bahn an die Sanierung vielbefahrener Schienenkorridore. Ziel ist ein deutlich zuverlässigerer Bahnverkehr für Fahrgäste und Güter. "Jetzt wissen wir, in welcher Reihenfolge das Ganze funktionieren wird", sagte der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) am Freitag bei einem Treffen mit der Bahnbranche.

40 hochbelastete Strecken sollen bis 2030 jeweils für rund fünf Monate komplett gesperrt und dann rundum saniert und ertüchtigt werden. Knapp 40 Milliarden Euro zusätzlich will der Bund dafür zur Verfügung stellen – 12,5 Milliarden davon in Form einer Eigenkapitalerhöhung für die bundeseigene Deutsche Bahn.

Von mehrmonatigen Vollsperrungen erhoffen sich alle Beteiligten Kosteneinsparungen, weil dann auf betroffenen Abschnitten nicht über Jahre immer wieder Baumaßnahmen geplant und nacheinander umgesetzt werden müssen. "Dadurch können wir sehr viel Geld in sehr schneller Zeit verbauen", sagte Wissing.

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Bei der Deutschen Bahn gibt es viel zu tun: Die "Reisendenpünktlichkeit" hat sich von 2021 auf 2022 um zehn Prozentpunkte verschlechtert.
IMAGO/Jürgen Ritter

Weitere Einschränkungen für Fahrgäste

Der Bedarf ist groß. Fast jeder dritte Fernverkehrsreisende bei der Deutschen Bahn hat 2022 sein Ziel mit mindestens 15 Minuten Verspätung erreicht. Lediglich 70,6 Prozent der Fahrgäste kamen mit weniger Verspätung an ihrem Zielort an, geht aus einer Antwort des deutschen Verkehrsministeriums an ein Abgeordnetenbüro hervor. Die "Reisendenpünktlichkeit" hat sich demnach von 2021 auf 2022 um zehn Prozentpunkte verschlechtert. Hintergrund sind aus Sicht der Kritiker die seit Jahrzehnten ausgebliebenen Investitionen in die Schiene.

Schon lange bekannt sind die ersten drei Sanierungsprojekte: Los geht es im kommenden Jahr auf der sogenannten Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Im Jahr 2025 folgen dann die vor allem für den Güterverkehr wichtige Strecke Emmerich–Oberhausen in Nordrhein-Westfalen sowie Berlin–Hamburg.

Auf dem "Schienengipfel" mit der Bau- und der Bahnindustrie wurde die weitere Reihenfolge der 40 Schienenabschnitte vorgestellt. 2026 sollen unter anderem die Strecken Köln–Hagen, Nürnberg–Reichswald–Regensburg, Troisdorf–Koblenz und Koblenz–Wiesbaden in Angriff genommen werden. Am Ende der Liste stehen für das zweite Halbjahr 2030 die Strecken Ulm–Augsburg und Mannheim–Karlsruhe. Insgesamt sollen 4.000 Kilometer Schiene generalsaniert werden. Sie sind dann Teil des "Hochleistungsnetzes" mit 9.000 Kilometern. Insgesamt hat das deutsche Schienennetz eine Länge von 34.000 Kilometern.

Für die Fahrgäste bedeuten die mehrmonatigen Vollsperrungen der dichten Korridore indes vor allem weitere Einschränkungen. (APA, red, 15.9.2023)