EA Sports FC 24
Das neue Spiel soll Männer und Frauen gleichwertig repräsentieren.
Electronic Arts

Ein Champions-League-Sieger namens Olympique Marseille mit Spielern wie Didier Deschamps und Rudi Völler; eine Konsolengeneration mit Sega Mega Drive und Super Nintendo: Als 1993 das erste "Fifa" erschien, befand man sich gewissermaßen in der Antike der Videospielgeschichte. Jetzt, exakt dreißig Jahre später, ist die "Fifa"-Reihe Geschichte: "Fifa" ist tot, lang lebe "EA Sports FC 24".

Der Grund für die Umbenennung ist natürlich Geld – viel Geld. So soll die Weltfußballorganisation von EA bis zu eine Milliarde Dollar an Lizenzgebühren für einen Vierjahreszyklus verlangt haben. Und auch wenn EA offiziell davon spricht, dass man die Lizenz auch aus kreativen Gründen nicht mehr angestrebt hat – etwa weil an sie einige Restriktionen unter anderem in puncto User-Content gebunden ist –, war der schnöde Mammon wohl der Hauptgrund für den neuen Namen.

Leichte Adjustierungen

Besonders riskant dürfte das nicht sein: Wer im (Online-)Store nach "Fifa 24" sucht, dürfte mit "EA Sports FC 24" nach Hause gehen – und muss dort auch nicht befürchten, mit Fantasievereinen zu spielen. Denn EA hat abseits des Fifa-Deals zahlreiche Verträge mit fast allen relevanten Ligen und Klubs abgeschlossen. Man kann also weiterhin mit Erling Haaland oder Kylian Mbappé auflaufen.

Auch abseits davon brauchen sich langjährige "Fifa"-Fans auf keinen Schock, ja nicht einmal auf Überraschungen einzustellen. Schon das allererste Match gegen den virtuellen Gegenspieler lässt sich auf schwerster Stufe gewinnen, wenn man jahrelang mit "Fifa" trainiert hat. Erst nach und nach merkt man die leichten Adjustierungen, die EA Sports Canada dieses Mal vorgenommen hat.

Risikolos zum perfekten Spiel

Die Neuerungen gehen sehr in die Tiefe: Da geht es darum, dass einzelne Spieler nun neuen "Beschleunigungsarchetypen" zugeordnet sind, etwa "explosiv". Oder um "volumetrische HyperMotionV-Daten", die ein realistisches Abbild von Bewegungen des gesamten Teams wiedergeben sollen. Kurzum: EA will sich Stück für Stück zum perfekten Spiel vorarbeiten, ohne ein Risiko einzugehen.

Getan hat sich optisch vor allem bei den Hintergrundanimationen einiges
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Stress hat EA dabei keinen. Die Zeiten, in denen Kenner mit hochgezogener Augenbraue davon schwärmten, dass Konamis "Pro Evolution Soccer" die viel bessere Fußballsimulation sei, sind lange vorbei. Der Langzeitkonkurrent heißt nun anders, nämlich "eFootball", und er hat nach miesen Kritiken seine Relevanz verloren.

Legendentraining

Zurück zu "EA Sports FC": Das Spiel bietet wie seine "Fifa"-Vorgänger eine Vielzahl an Modi, die leicht verbessert wurden. Der Spieler-Karriere-Modus ist etwa gut zum Einstieg geeignet, weil man darin viele Übungen absolvieren und so seine Steuerung finetunen kann. Die Trainerkarriere bietet mehr taktischen Tiefgang, außerdem kann man ein Spiel nun aus den Augen des Coaches verfolgen. Beide Modi sorgen locker für ein paar unterhaltsame Stunden, werden aber wohl kaum an die Popularität von Ultimate Team herankommen.

EA Sports FC
EA hat sich fast alle Spieler- und Klublizenzen gesichert
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Dort können nun erstmals Fußballerinnen gemeinsam mit ihren männlichen Kollegen auflaufen, außerdem kann man seine Lieblingsspieler zur Legende trainieren. Das erhöht das Suchtpotenzial noch einmal deutlich – und genau deshalb steht EA ja ohnehin schon in der Kritik. So sind die Mikrotransaktionen in Ultimate Team ein immer wichtigerer Umsatztreiber für den Publisher, gleichzeitig gibt es Bedenken von Konsumentenschützern. Im März sorgte dazu sogar ein Kärntner Gericht für weltweites Aufsehen, weil es die "Fifa Packs" in Ultimate Team als illegales Glücksspiel einstufte – das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Keine Sorgen wegen Geldausgeben muss man sich bei Onlineduellen etwa im Saisonmodus machen. Dort kann man nun auch plattformübergreifend miteinander spielen, separiert nach Konsolengeneration. Auch Straßenfußball ("Volta") ist als nette Ergänzung wieder dabei.

Fazit

"Fifa"-Fans bekommen also bei "EA Sports FC" alles, was sie erwarten – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Bei den meisten bekannten und beliebten Modi wurde an einigen Schrauben gedreht, Gameplay und Grafik an manchen Stellen spürbar verbessert. Ob man dafür Jahr für Jahr mehr als 60 Euro ausgeben will, muss jede und jeder selbst wissen – sehr viele Spieler tun das.

EA Sports FC
"Fifa"-Fans werden sich schnell zurechtfinden
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Das Feld der Fußballsimulationen ist, was den Wettkampf betrifft, derzeit jedenfalls mehr die österreichische Bundesliga oder die Ligue A als Premier League oder Primera Division: EA gewinnt Jahr für Jahr mit großem Abstand auf die Konkurrenz. Ein bisschen Spannung würde dem wohl nicht schlechttun und EA vielleicht zu größeren Sprüngen motivieren – die Fifa hat jedenfalls angekündigt, sich auf die Suche nach einem Abnehmer für ihr Lizenzangebot zu machen. Bisher aber ohne zählbares Ergebnis. (Fabian Schmid, 23.9.2023)