Mann hält Corona Spritze
Gibt es genug Impfstoff? Über diese Frage streiten gerade Ärztekammer und Gesundheitsminister.
Heribert Corn

Österreichs Gesundheitsverantwortliche geben derzeit kein gutes Bild ab. Erst befehdete sich ein sesselfester Wiener Ärztekammerpräsident mit seinen Präsidiumsmitgliedern – nun stellte gar der Gesundheitsminister der Ärzteschaft ein Corona-Impfultimatum und drohte den Medizinern an, das Impfen an die Apothekerschaft zu delegieren.

Hintergrund von Johannes Rauchs Einwochenfrist, binnen derer Covid-Impfungen im niedergelassenen Bereich verfügbar sein müssen, sind Berichte, wonach derzeit viele keinen Stich ergattern. Tatsächlich dürfte die Lage aber durchmischt sein: Die Autorin dieser Zeilen und, laut Postings, andere Impfinteressierte schafften es problemlos, Termine zu buchen, und zwar nicht nur in Wien. Andere scheitern derzeit – noch.

Also hat die Nervosität auch andere Ursachen. Wahrscheinlich spielen die Finanzausgleichsverhandlungen eine Rolle, die das Gefälle zwischen Reformnotwendigkeit und Realverfassung im Gesundheitswesen klar an den Tag bringen.

Der Grund für die Aufregung über die Corona-Impfung wiederum liegt wohl in deren hochgradiger Politisierung. Durch die FPÖ und andere Maßnahmengegner wurde der Stich, der vor schweren Covid-Verläufen schützt, systematisch diskreditiert. Daher will man jetzt möglichst wenig Aufhebens um ihn machen. Das aber läuft der guten Organisation einer Impfkampagne zuwider. Der Konflikt ist Ausdruck dieses Widerspruchs. (Irene Brickner, 26.9.2023)