Mark Zuckerberg auf einer Bühne vor einer Abbildung der Quest 3
Mark Zuckerberg präsentiert die Meta Quest 3.
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Metas Bemühungen, das nächste große Ding und die Zukunft des Internets zu finden, kann man bislang nur als Fehlschlag bezeichnen. Die von Mark Zuckerberg trotz massiver Kritik favorisierte VR-Technologie konnte bislang nicht so recht abheben und kam bei den Konsumentinnen und Konsumenten nicht besonders gut an. Tatsächlich verstaubten die um teures Geld angeschafften Headsets nach wenigen Wochen ungenutzt auf den Schreibtischen. Selbst die Belegschaft von Meta wollte sich nicht in der vom Chef erträumten virtuellen Welt aufhalten. Als dann auch noch der Hype um generative künstliche Intelligenz (KI) losbrach, schien Mark Zuckerberg sich mit seinem Festhalten an seinem virtuellen Paradies vollends vergaloppiert zu haben.

Die große Frage vor der Meta Connect war deshalb: Kann der CEO und Facebook-Gründer das Ruder noch einmal herumreißen und endlich ein alltagstaugliches VR-Headset präsentieren? Und liefert er auch gleich eine Killerapplikation dazu, für die sich die Menschen die Brillen gerne wieder aufsetzen? Die kurze Antwort kann nur lauten: Vielleicht. Denn wo Meta technisch viele Kritikpunkte mit der neuen Meta Quest 3 ausräumt, bleibt die Frage nach dem Nutzen des Metaverse immer noch offen, auch wenn Zuckerberg den bislang attraktivsten Content für die Quest vorstellte.

Um 40 Prozent schlanker

"Wenn wir mit der digitalen Welt in Kontakt treten, ist das über Bildschirme, und das fühlt sich irgendwie distanziert an", sagte Mark Zuckerberg, als die Connect nach technischen Schwierigkeiten erst eine halbe Stunde verspätet startete. Schnell war klar, auch wenn Zuckerberg über KI sprechen würde, das Metaverse und Mixed Reality sind immer noch seine persönlichen Schwerpunkte. Deshalb begann Zuckerberg auch mit der bereits im Vorfeld angekündigten Mixed-Reality-Brille Meta Quest 3.

Zuallererst zum offensichtlichen Teil: Die Quest 3 ist deutlich schlanker als ihre Vorgängerinnen. Tatsächlich ist sie laut Metas Angaben um 40 Prozent geschrumpft. Ähnlich wie die PSVR2 wird auch die Quest 3 über einen Drehknopf verfügen, mit dem man den Augenabstand einstellen kann. Außerdem setzte Meta bei der Quest 3 auf "Pancake"-Linsen, was die schlankere Bauform erst möglich macht und das Gewicht gleichmäßiger am Kopf verteilt. Dadurch sollte das Headset etwas schlanker sein und das Gewicht des Headsets besser verteilen als die veralteten Fresnel-Linsen, die wir bei älteren Geräten gesehen haben. Die PSVR2 von Sony verwendet beispielsweise noch die älteren "Fresnel"-Linsen. An den Äußerlichkeiten hat Meta also die ersten dringend nötigen Verbesserungen vorgenommen.

Die Quest 3 erkennt die Umgebung des Tragenden. So sei es etwa möglich, in einem Shooter hinter der eigenen Couch in Deckung zu gehen. Gleichzeitig kann man einen digitalen Bilderrahmen auf die Wand projizieren oder einen Bildschirm mit dem Headset simulieren. Tippt man doppelt auf die Seite des Headsets, wechselt die Quest 3 vom Augmented- in den Virtual-Reality-Modus.

Technisch drückt Meta bei der Quest 3 aber das Gaspedal voll durch: Geht man nach den technischen Angaben auf dem Papier, dürfte die Quest 3 in vielerlei Hinsicht sogar das bisherige Spitzenmodell, die Quest Pro, hinter sich lassen. So verfügt das neue Headset über eine Auflösung von 2064 x 2208 pro Linse, bei der Pro waren es noch 1800 x 1920 pro Auge. Im Inneren werkt ein Qualcomm Snapdragon XR2 Gen 2 SoC. Dieser Chip ist zumindest theoretisch doppelt so leistungsfähig wie der in der Quest 2 verbaute Vorgänger und dürfte auch dem XR2+ der Pro überlegen sein. Der Chip wird Berichten zufolge eine Adreno 730 GPU mit einer Leistung von 2,4 Teraflops verwenden. Dieser basiert auf dem Snapdragon 8 Gen 2, der auch im Samsung Galaxy S23 zum Einsatz kommt.

Technisch auf dem Niveau der Pro

Derartige Angaben über die theoretische Leistungsfähigkeit sind aber – wie immer – mit Vorsicht zu genießen, den tatsächlichen Leistungsunterschied müssen erst die Benchmarks zeigen. Außerdem kommt die Quest 3 von Haus aus mit einem voreingestellten 120-Hertz-Modus daher. Bei der Quest 2 und Pro wurde dieser erst später nachgepatcht. Wie erwartet kommen bei der Quest 3 die deutlich potenteren LPDDR5 (8 GB) im Hauptspeicher zum Einsatz.

Meta hält auch im Jahr 2023 bei der günstigsten Variante der Quest 3 an mageren 128 Gigabyte Speicherplatz fest. Wesentlich zeitgemäßer wirkt da die aufgebohrte Variante mit 512 Gigabyte.

Jedoch übertrifft die Quest 3 die Pro-Variante nicht in allen Aspekten: Auf Eye- und Facetracking wird im neuen Modell wohl aus Kostengründen verzichtet, da für diese Features deutlich mehr Kameras in dem Gerät nötig gewesen wären.

Dafür dürfen sich die Nutzrinnen und Nutzer nun über farbiges Passthrough freuen. Passthrough ist die Technologie, die für Augmented- und Mixed-Reality-Anwendungen verwendet wird, indem Kameras die Umgebung aufnehmen, das Bild in der Brille mit virtuellen Objekten angereichert und dem User anschließend in die Augen gespielt wird. Bei der Quest 2 und auch bei Sonys aktueller VR-Brille, der PSVR 2, ist dies nur in Schwarz-Weiß möglich.

Auf der Content-Seite tut sich auch einiges und Zuckerberg lieferte hier die Überraschung der Show. Ab Dezember kommt Xbox Cloud Gaming aus die Quest. Man wird also "Elder Scrolls", "Minecraft" oder "Halo" direkt auf der Quest 3 spielen können. Ebenso im Programm sind "Assassin's Creed Nexus" sowie "Roblox". Im Oktober startet auch Meta Quest for Business, eine Mixed-Reality-Umgebung für Unternehmen, inklusive Microsoft 365, vormals Office.

Metas Preisverwirrung

Preislich ist die Meta Quest 3 mit 128 GB ab 550 Euro zu haben, was dem Einführungspreis des Vorgängermodells in der Variante mit 256 Gigabyte entspricht. Das Modell mit 512 GB schlägt mit 699 Euro zu Buche. Bei den Vorgängermodellen kam es im Vorjahr zu überraschenden Preiserhöhungen um 100 Euro. Damals begründete man diesen Schritt mit den gestiegenen Produktionskosten und dass Meta mit jeder verkauften Brille Verluste schrieb. Zuletzt wurden die Quest 2-Headsets wieder zum ursprünglichen Preis von 350 Euro verkauft. Der Preis für die 256-GB-Variante sank in Österreich sogar auf 399 Euro. Das Pro-Modell wurde schon fünf Monate nach Release um ein Drittel günstiger verkauft und kostet aktuell rund 1.200 Euro. Ob Meta diesmal korrekt kalkuliert hat und länger beim aufgerufenen Preis bleibt, bleibt abzuwarten.

Emu, KI-Sticker und Snoop Dogg

Der zweite große Teil der Keynote drehte sich wie erwartet rund um das Thema KI. Unter dem Titel "AI Studio" stellte Zuckerberg eine ganze Reihe von KI-Anwendungen vor. So wird in den USA ab sofort die Bild-KI namens Emu ausgerollt. Diese soll in der Lage sein, fotorealistische Bilder deutlich schneller als die Konkurrenz erstellen können. Nicht mehr als fünf Sekunden sollen von der Eingabe des Prompts bis zum fertigen Bild vergehen, verspricht Zuckerberg.

Gleichzeitig gehen auch KI-Sticker an den Start. Diese kann man als eine Art Emoji-Generator verstehen, die in Chats in Messenger, Whatsapp oder Instagram eingefügt werden können. Wer also immer schon einen motorradfahrenden Igel als Emoji erstellen wollte, hat jetzt die Gelegenheit dazu. Instagram erhält ab Oktober auch neue KI-Features. So soll es etwa möglich sein in einem Foto nachträglich die Kleidung zu wechseln.

Meta veröffentlicht KI-Avatare mit unterschiedlichen Charakterzügen.
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Meta AI ist hingegen am ehesten mit Bard und Bing vergleichbar. Der Chatbot von Meta basiert auf Llama 2, kann dank einer Kooperation mit Microsoft auch auf Suchergebnisse aus der Bing-Suche zugreifen. Meta AI soll in allen Chatprogrammen von Meta zur Verfügung stehen und kann mit dem Befehl "@Meta AI" aktiviert werden – vorerst allerdings nur in den USA. In AI Studio soll es auch möglich sein, eigene individuelle KIs zu erstellen. Zu Demozwecken führte Zuckerberg einen Fitnesstrainer namens Victor vor, der auf Wunsch individuelle Workouts erstellt. Auch Rapper Snoop Dogg bekam eine KI spendiert: Sein Abbild leitet nun auf Wunsch eine Partie "Dungeons and Dragons". Aber auch Tom Brady, Paris Hilton und MrBeast wurden in Meta AI verewigt.

Die Plattform steht nun Entwicklern offen, um mit eigenen KIs zu erstellen. Einer breiten Masse steht dieses Feature aber noch nicht zur Verfügung. Man wolle die Eigenbau-KIs erst ausführlich testen, bevor man sie öffentlich macht, so Zuckerberg.

Smart Glasses mit Livestream-Funktion

Meta AI wird auch in den Smart Glasses von Ray Ban eine Rolle spielen: Diese sollen erstmals mit KI-Systemen ausgestattet werden. Damit soll es etwa möglich sein, Straßenschilder zu übersetzen. Die KI soll auch erkennen können, wie lange das Hendl schon auf dem Griller liegt, oder das Gebäude benennen, vor dem man steht. Darüber hinaus sollen die Brillen erstmals in der Lage sein, einen Livestream zu starten. Die Smart Glasses sind ab Oktober zu einem Preis von 299 Dollar erhältlich. Ob die Brillen auch in Österreich verfügbar sein werden, ist unklar. (Peter Zellinger, 27.9.2023)