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Ein Viertel der "Starfield"-Spieler ist noch nicht einmal ins All aufgebrochen, nur die Hälfte ist der Constellation beigetreten.
Bethesda

Es ist eine Zahl, die einen schon ein wenig schwindelig werden lässt: Mehr als zehn Millionen Menschen, so verkündete Bethesda Ende September, haben "Starfield" bisher gestartet. Zum Launch des Spiels waren es sechs Millionen Menschen gewesen, wodurch das Weltraumabenteuer bereits den Rekord des erfolgreichsten Releases in der Geschichte des Unternehmens gebrochen hat. Wow.

Blickt man jedoch ein wenig hinter die Kulissen, dann offenbart sich rasch ein etwas anderes Bild. Denn das Game ist für alle ohne zusätzliche Kosten und Barrieren verfügbar, die ein Abo bei Microsofts Gamepass abgeschlossen haben – und das sind immerhin mehr als 25 Millionen Menschen. In der Welt der Konsolen ist "Starfield" exklusiv für die Xbox Series X/S verfügbar, Playstation-Fans brauchen hier also nicht in die Rechnung aufgenommen zu werden. Und während das Spiel auf dem PC neben Microsofts eigenem Store auch auf der Plattform Steam verfügbar ist, sind die Zahlen dort überschaubar: Im All-Time-Peak waren es noch rund 330.000 gleichzeitige Spielerinnen und Spieler, Ende dieser Woche etwa 100.000. Damit schaffte es das Spiel noch knapp in die Top Ten.

Angespielt, aber nicht wirklich gespielt

Long story short: Das Gros der "Starfield"-Gamer hat das Spiel nicht gekauft, sondern es im Rahmen des Gamepass nachgeworfen bekommen. Und von diesen Menschen dürften auch viele lediglich die Einleitung spielen: 25 Prozent der Spielerinnen und Spieler sind in "Starfield" noch nicht einmal ins Weltall aufgebrochen, haben also das Achievement "For All, Into The Starfield" erreicht, hieß es kürzlich in einem Beitrag von Gamespot.

Diese Zahl lässt sich bei einem Blick in die Xbox-App nicht nur verifizieren – es ist zudem ersichtlich, dass auch in anderen Aspekten das Spiel zwar angespielt, aber nicht sonderlich weit in seine Tiefen vorgedrungen wird. Das zeigen die jeweiligen Achievements. So hat nur die Hälfte der Spielerinnen und Spieler Level 5 erreicht ("Aus dem Staub"). Etwas mehr als die Hälfte ist der Constellation beigetreten ("Ein kleiner Schritt"), was ebenfalls eher zu Beginn des Spiels stattfindet. Und nur rund 15 Prozent haben sich der Crimson Fleet angeschlossen ("Turm trifft König").

"Starfield" ist anders, vielleicht sogar besser als gedacht

Vor allem die letzte Kennzahl hat mich überrascht. Denn der Beitritt zur Crimson Fleet ist Teil einer Storyline, die sich mit dem Spannungsverhältnis zwischen den Weltraumpiraten und den Hütern des Gesetzes auseinandersetzt. Es ist eigentlich nur eine Nebenhandlung, schlägt in puncto Dramatik und Leveldesign in meinen Augen die Hauptquest jedoch oft um Längen. Wer das nicht gespielt hat, verpasst etwas.

Denn "Starfield" ist nicht das, als was es uns verkauft wurde – und das ist in vielen Punkten sein Problem und wohl auch der Grund dafür, dass es auf Steam das am schlechtesten bewertete Bethesda-Game ist. Wer viele Planeten bereisen und exotische Welten entdecken möchte, der ist bei "No Man's Sky" besser aufgehoben. Das Gleiche gilt ohnehin für alle, die ihr Raumschiff händisch auf einem Planeten landen anstatt den Anflug in einem Untermenü durchführen möchte, wie Kollege Pichler schon vor ein paar Wochen angemerkt hat.

Aber dafür bietet "Starfield" das, womit auch schon die "Elder Scrolls"-Spiele gepunktet haben: eine Welt, die vor spannenden Geschichten nur so strotzt, in der man sich zig Stunden in diversen Nebenquests verlieren kann. In der man den Charakter der Spielfigur nach den eigenen Vorlieben gestalten kann, die sich wiederum in der Interaktion mit der Welt widerspiegeln. Und in der man – Spoiler! – sogar quasi zaubern kann, wenn man in der Hauptquest weit genug vorangeschritten ist. Um dies alles zu erleben, muss man sich halt hinsetzen und die – zugegebenermaßen nicht sonderlich packende – Einleitung durchspielen.

Das schuldet man nicht nur den ganzen kreativen Köpfen bei Bethesda, nachdem das Unternehmen Insidern zufolge mindestens 200 Millionen Dollar in die Produktion gesteckt hat (zum Vergleich: bei James Camerons "Titanic" waren es 210 Millionen Dollar). Man schuldet es vor allem sich selbst, dass man nach einer monatelangen Blockbuster-Flaute in Microsofts Gamepass dem meiner Meinung nach derzeit besten Spiel des Abos eine ehrliche Chance gibt. Vor allem, nachdem man ohnehin schon dafür bezahlt hat. (Stefan Mey, 30.9.2023)